Ein kleiner, weißer Kopfhörer, der zu einem iPhone gehört. Er liegt da im Straßengraben, kein Ton kommt mehr heraus. Er liegt da, wie ein stummer Zeuge und beschreibt doch die Sprachlosigkeit, die sich an diesem Donnerstag – an sich ein Feiertag – ob der Tragödie breitmacht, die sich in der Nacht hier in Vorau abgespielt hat. Eine Tragödie, bei der der 16-jährige Lorenz, der zu Fuß am Heimweg von seinen Freunden gewesen war und vermutlich gerade die Straße Richtung Gehweg überqueren wollte, sein Leben verloren hat.

Ein Schuh lag auf der Straße

Gegen 2.20 Uhr haben Autofahrer auf der L 405 in Richtung Vorau mitten auf der Fahrbahn einen Schuh entdeckt, sie hielten den Wagen an und fanden sofort auch weitere Autoteile, unter anderem einen rechten Außenspiegel, auf der Fahrbahn – aber kein Auto. Doch sie entdeckten einen schwerst verletzten jungen Mann im Straßengraben liegend. Sofort alarmierten sie die Einsatzkräfte, auch das Kriseninterventionsteam war zur Stelle, doch es war leider zu spät. Die Reanimationsversuche des Notarztes blieben erfolglos. Auch am nächsten Tag noch zeigten sich am Einsatz Beteiligte sprachlos. "Tragödie" ist das Wort, das jeder findet. 

Die Kopfhörer lagen 150 Meter von der Unfallstelle entfernt
Die Kopfhörer lagen 150 Meter von der Unfallstelle entfernt © Ewald Wurzinger

Tagsüber wurde nach silbernem VW gefahndet

Indessen fahndete die Polizei auf Hochtouren nach dem oder der Fahrerflüchtigen. Es gingen zahlreiche Hinweise ein. "Die Telefone laufen heiß", hieß es bei der Polizei.

Eine kurze Bremsspur und ein Ölfleck, gelb eingerahmt von der Polizei, erinnern am nächsten Tag an der Unfallstelle an das Unfassbare. Rundherum sprießt das junge Getreide in sattem Grün aus den ebenen Feldern. Der weiße Kopfhörer – er liegt gut 100 Meter davon entfernt. Daneben stehen zwei enge Angehörige des 16-jährigen Burschen, der aus ihrer Mitte gerissen wurde. Das Geschehene kann niemand rückgängig machen. Aber was sie hoffen und bitten, ist: "Wir möchten, dass der Verursacher gefunden wird und bitten alle, bei der Suche mitzuhelfen." Das sagten sie am späten Vormittag.

26-Jährige stellte sich

Im Laufe des Tages schließlich meldete sich eine 26-jährige Oststeirerin bei der Polizeiinspektion Vorau und gab an, den Unfallwagen gefahren zu haben. Sie zeigt sich zum Unfall voll geständig, gab aber der Polizei gegenüber an, dass sie dachte, es habe sich um ein Reh gehandelt. Sie habe zwar kurz angehalten, sei aber weitergefahren, als sie nichts gesehen habe. Erst nachdem sie auf Facebook über den tödlichen Unfall gelesen habe, sei ihr der wahre Sachverhalt bewusst geworden.

Zur Ursache sagt die 26-Jährige: Sie sei zum Unfallzeitpunkt abgelenkt gewesen, sie habe am Radiodisplay nach einem Sender gesucht.

Gelbe Markierungen erinnern an die Tragödie
Gelbe Markierungen erinnern an die Tragödie © Ewald Wurzinger

Der tragische Unfall mit Fahrerflucht erinnerte zunächst an eine ganz ähnliche Tragödie, die sich im Vorjahr im Grenzgebiet zwischen Steiermark und Kärnten ereignet hat. Bis heute sucht man fieberhaft nach einem Autolenker, der einen 25-jährigen Steirer angefahren und schwer verletzt liegen gelassen hatte.