Es gehört wohl nach wie vor zu den schlimmsten Diagnosen, die man erhalten kann: ein Lungenkarzinom zu haben. Und doch gibt es einige Ansätze, die verheerende Krebserkrankung zumindest aufzuhalten. Neben den Themen Chemotherapie und Bestrahlung gilt vor allem die Immuntherapie als vielversprechender Ansatz: Das körpereigene Immunsystem soll gestärkt werden und die Tumorzellen bekämpfen. Das wäre viel attraktiver als die zerstörerischen Chemo- und Bestrahlungstherapien.

Doch um das Immunsystem einzuspannen, ist noch viel Forschungsarbeit in einigen Bereichen notwendig. Einen Aspekt verfolgt Dozentin Julia Kargl am Otto-Loewi-Forschungszentrum an der Med Uni Graz. Sie leitet eine Gruppe, die sich mit dem „Schlachtfeld“ rund um die Tumorzelle befasst.

Wichtig sind hier die T-Zellen. Diese Zellen vernichten die Tumorzellen – aber nur dann, wenn sie tatsächlich bis dorthin vordringen und auch richtig andocken können.

Die Tumorzellen wissen sich zu wehren und zu schützen. Unter anderem auch dadurch, dass sie andere Zellen des Immunsystems anlocken, die sogenannten neutrophilen Zellen oder Fresszellen. Diese Zellen sind eigentlich die erste Verteidigungslinie des Körpers gegen fremde Eindringlinge und wirken keineswegs so effektiv wie die T-Zellen. Zudem können sie auch vom Tumor manipuliert werden. Mit folgendem schlimmen Effekt: Sie verhindern dann sogar, dass die viel effektiveren T-Zellen überhaupt an die Tumorzelle herankommen. Ein großes Problem für Patienten, da dadurch die Immuntherapie (Immun-Checkpoint-Inhibitoren, ICI) nicht so effektiv werden kann. „Man versteht leider erst teilweise, was hier genau passiert“, sagt Kargl.

Genau dort setzt jetzt die Forschung an. Tumorzellen sind ja faktisch körpereigene Zellen des Patienten, die „aus dem Ruder gelaufen sind“. Deshalb sind sie höchst individuell. Kargl und das Team versuchen nun herauszufinden, warum manche Tumorzellen sich so gut schützen können und andere eher nicht. Versteht man das besser, kann man an geeignete Therapien (Stichwort „personalisierte Medizin“) denken.

Kargl nutzt dazu Gewebe, das direkt aus der Pathologie kommt und untersucht diese Fresszellen direkt im Tumor. Mit Mikroskop und anderen raffinierteren Methoden werden die verschiedenen Zellen klassifiziert. Das Material kommt zum Teil auch von internationalen Bio-Datenbanken. Zur Unterstützung werden bestimmte Thesen auch an Mausmodellen genauer untersucht.