Der steirische Caritasdirektor Herbert Beiglböck warnt vor den sozialen Folgen der Coronakrise und sieht große Herausforderungen auf Gesellschaft und Politik zukommen. "Wir werden es auf längere Sicht mit Menschen zu tun haben, die mit einem niedrigeren Einkommen auskommen müssen, die Schulden angehäuft oder notwendige Anschaffungen zurückgestellt haben", so Beiglböck bei einer Pressekonferenz am Freitag in Graz. Gefordert seien rasche "sehr effiziente Hilfen, um diesen Menschen wieder auf die Beine zu helfen".

Der Caritasdirektor warnte vor einer "nachhaltigen und tiefen Spaltung der Gesellschaft", wenn nichts unternommen werde. Die Gesellschaft nehme ansonsten in Kauf, dass sich Betroffene zurückziehen, isolieren und auch für Projekte und Bildung nicht mehr erreichbar sind. "Deshalb müssen auch die sozialen Maßnahmen unbürokratisch und unmittelbar ausfallen."

>>>Die Präsentation zum Nachschauen:

Sozialleistungen rasch und unbürokratisch

Die Pandemie habe gezeigt, "dass es möglich ist, Milliarden für Unterstützungen auszuzahlen. Wir erwarten uns diese unkomplizierte Herangehensweise auch für Menschen, denen das Nötigste für das tägliche Leben fehlt", so Beiglböck wörtlich. Und weiter: "Wenn an Konzerne und Unternehmen 800.000 Euro an Subventionen rasch und unbürokratisch ausbezahlt werden können, muss das auch bei Sozialleistungen von 800 Euro möglich sein." Beiglböck fordert zudem den Zugang zu ausreichend leistbaren Wohnraum.

Die Pandemie habe weiters gezeigt, wie enorm wichtig der Bereich der Pflege ist. "Wir brauchen hier bessere Zugänge für Menschen, die aus anderen, weniger zukunftsfähigen Bereichen umsteigen wollen", forderte der steirische Caritasdirektor.

Neue Angebote in der Krise

Eigentlicher Grund der Pressekonferenz in der Caritaszentrale Paulinum in Graz war die Präsentation des Wirkungsberichts 2020. Während das Land "heruntergefahren" wurde, habe die Caritas ihre Hilfsangebote sogar erweitert und regional ausgebaut, erklärte Beiglböck. Dies sei nur möglich gewesen dank der zahlreichen Spender und Freiwilligen.

"Viele waren selbst von der Krise betroffen und haben dennoch die Caritas unterstützt", betonte in diesem Zusammenhang auch Caritas-Kuratoriumsvorsitzende Kristina Edlinger-Ploder. Nachsatz: "Das ist ein großartiges Zeichen von Solidarität".

Die Zahlen würden eine deutliche Sprache sprechen, meinte Beiglböck: "Die Krise hat Menschen, die ihr Leben ohne finanziellen Spielraum gestalten müssen, aber auch Selbstständige und kleine Unternehmen massiv getroffen." Mit neuen Angeboten wie zusätzlichen Anlaufstellen der Beratungsstelle zur Existenzsicherung steiermarkweit oder der Online-Beratung habe die Caritas aber gut erreichbare notwendige Unterstützung sichergestellt.

Dabei sei die Caritas selbst in allen ihren vielfältigen Tätigkeitsfeldern von der Pflege über die Schulen und die Nothilfe bis hin zu den Beschäftigungsprojekten selbst von allen Maßnahmen betroffen gewesen. "Unsere Größe und Vielfalt war aber gleichzeitig ein Vorteil, weil wir dank der Flexibilität und dem Engagement der Mitarbeiter untereinander aushelfen und einander in Krisensituationen stützen konnten", erläuterte der Caritasdirektor.

2200 Mitarbeitende und 1500 Ehrenamtliche

Das Budget der Caritas Steiermark betrug 2020 rund 101,7 Millionen Euro. Dabei kamen fast 10 Millionen Euro aus Spenden (Sach- und Geldspenden), knapp 71 Millionen waren Entgelte für Dienstleistungen. Dazu kamen Subventionen und Zuschüsse der öffentlichen Hand sowie kirchliche Beiträge in Gesamthöhe von rund 17 Millionen Euro. In den vier Bereichen "Bildung und Interkultur", "Betreuung und Pflege", "Hilfe für Menschen in Not" sowie "Beschäftigung und Sachspenden" waren insgesamt mehr als 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Mehr als 1.500 Männer, Frauen und Jugendliche engagierten sich ehrenamtlich.