Es waren mehrere Überlegungen, die zu diesem Projekt geführt haben, das von der FH Campus 02 im Zusammenhang mit klein strukturierten Handwerksbetrieben durchgeführt wurde: Zunächst stand da in der Stadt Graz die Überlegung, wie man das neue Wohnviertel Reininghaus mit verschiedenen kleinen Betrieben (jenseits von Lebensmittelketten und Lokalen) aufwerten kann. Doch dann wurde diese Überlegung ausgeweitet:

Wie kann man solche Betriebe in das städtische Geschehen ganz allgemein besser einbauen, damit sie sichtbar werden, und die Lebensqualität der Stadtviertel erhöhen?

Und ein dritter Aspekt wurde wichtig, zumal in der jetzigen Krise: Die Digitalisierung hat heute jeden erfasst – aber wie kommen solche sehr kleinen Betriebe zurecht? Tatsächlich ringen kleine Handwerksbetriebe mit den Veränderungen: Konzentriert auf ihr eigentliches Geschäft, bleibt nicht viel Zeit, sich um Websites, digitale Vertriebskanäle oder digitale Auftritte zu kümmern.

Professorin Astrid Oberzaucher und das Team des Instituts für Marketing and Sales haben sich mit Beteiligung von Studierenden an der FH Campus 02 im Auftrag der Stadt Graz dieser Fragen angenommen. „Wir sind ja für den Praxistransfer zuständig und lehren unsere Studierenden, wie man kundenorientiert Betriebe führt und wie man Produkte an den Mann bringt“, erklärt Oberzaucher.

Zunächst wurde erfasst, um welche Betriebe es dabei überhaupt gehen soll. Gedacht war vor allem an das designorientierte Handwerk – vom Geigenbauer bis zur Mode. Es geht also nicht um Lebensmittelketten oder reine Händler, sondern eher um Manufakturen, wo Produktion, Verkauf und Service Hand in Hand gehen.

Die Studierenden (im Masterstudium) identifizierten insgesamt 445 Betriebe in Graz, die infrage kommen, die sie dann in 34 unterschiedliche Kategorien einteilten. Fünf Betriebe wurden ausführlicher befragt.

Einer davon war der Grazer Geigenbaumeister Rupert Hofer, der auch Bundesinnungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger und Landesinnungsmeister der Landesinnung Kunsthandwerke Steiermark ist. „Genau diese zukunftsorientierten Themen beschäftigen mich andauernd und ich kenne diese nur zu gut aus der Praxis“, so Hofer. Wichtig sei es, dies auf das jeweilige Handwerk abzustimmen und ein flexibles System zu schaffen.

Dies war auch ein zentrales Ergebnis des Konzepts, das vom Leiterteam und fünf Studierenden erstellt wurde. Um die Fragen besser behandeln zu können und besser nach außen sichtbar zu werden, wird ein „Forum Handwerk“ vorgeschlagen, also eine Plattform, um den Betrieben zu helfen. Über diese Plattform, die wiederum in die diversen Sparten aufgeteilt ist, könnten künftig verschiedene Ideen bearbeitet und konkretisiert werden:

Ist es möglich und sinnvoll, gemeinsame Werkstätten zu betreiben? Kann man beim Vertrieb gemeinsam mehr erreichen? Wie kann man besser darstellen, dass man kreativ tätig ist? Welche Marketingmöglichkeiten, insbesondere online, bieten sich an? Wie kann man die Beschaffung zusammenführen und damit Kostenvorteile herausholen?

Naturgemäß sind viele dieser Fragen durchaus heikel. Wo und wie kann man räumlich zusammenarbeiten? Wo steht man eher in Konkurrenz, wo kann man sich Werkstatträume teilen? Wie kann man diese Manufakturen sinnvoll in Wohnanlagen einfügen? Welche Förderungen gibt es und wie kann man sie nützen?

Bei der Präsentation kürzlich vor der Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung wurde das „Forum Handwerk“ als Verein vorgeschlagen. Die Studierenden entwickelten einen gemeinsamen Auftritt und Logos für die verschiedenen Branchen. Außerdem wurde ein Imagefilm im Rahmen des Projektes erstellt. Der Ball liegt jetzt bei der Stadt Graz, Oberzaucher kann sich eine Fortsetzung des Projektes gut vorstellen.