Im Jahr 2025 sollen der Menschheit laut Marktforschern in etwa 163 Zettabyte an Daten vorliegen. Ein Zettabyte, das sind eine Trilliarde (21 Nullen) Bytes. Das entspricht ungefähr allen bei Netflix gespeicherten Serien und Filmen – wenn man sie knapp 500 Millionen Mal streamt.

Dass die Forschung Interesse an der Arbeit mit Daten hat, ist also nicht weiter verwunderlich. So forscht auch die FH Joanneum im Zuge eines Projekts intensiv zu den Themen Big Data und künstliche Intelligenz (KI).

"FIT4BA" – "BA" steht für "Big Data and Artificial Intelligence" – ist ein vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort gefördertes Projekt zum Aufbau eines Forschungszentrums an der FH. "Ich glaube, man muss heutzutage in der Welt in der wir leben, KI und Big Data ins Kalkül nehmen und offen sein dafür. Das ist der Spirit dieses Projekts", beschreibt es Erwin Zinser, der Co-Projektleiter.

Wissenschaftliche Partner treffen auf Unternehmen

Im Rahmen des Projekts führt die FH gemeinsam mit Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern, wie zum Beispiel der Uni Graz, Pilotprojekte durch. Die Vernetzung wird groß geschrieben. 14 Institute und somit die Hälfte der FH sind an der Arbeit beteiligt. Bei den Unternehmenspartnern liegt der Fokus auf lokalen, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). "Unsere Erfahrung sagt, dass KMU oft Schwierigkeiten haben, in diese Digitalisierungsthemen einzudringen. Oft fehlen die Leute dafür", so Wilhelm Zugaj, der Projektleiter. Bisher wurden elf Pilotprojekte mit einer Laufzeit von jeweils sechs bis neun Monaten umgesetzt.

Dass Big Data und KI viele Bereiche betrifft, beweist die Vielfältigkeit der Projekte: ob der Mobilisierungs-, der Gesundheitsbereich oder sogar die Landwirtschaft, wie eines der elf Projekte zeigt. Das Unternehmen ist in diesem Fall "landwirt.com", das "willhaben.at" für landwirtschaftliche Maschinen. Private und kommerzielle Anbieter können dort vom Traktor bis zum Rechen alles zum Verkauf anbieten. Wissenschaftlicher Projektpartner ist das Grazer Know Center.

Neuronale Netze sollen beim Inserieren helfen

Die Idee hinter dem Projekt ist, den Prozess des Inserierens zu vereinfachen und zu beschleunigen: Anhand des ersten hochgeladenen Fotos soll ein künstliches neuronales Netz etwa den dargestellten Traktor erkennen und mithilfe der Datenbank von "landwirt.com" automatisch Daten wie den Typ, die Marke oder das ausfüllen. Dabei kommen "Convolutional Neural Networks" (CNN) zum Einsatz, eine Art von neuronalen Netzen, die im Bild die Strukturen der benachbarten Pixeln erkennt.

"Es kommt darauf an, wie viele Bilder, also Trainingsdaten, schon in der Datenbank sind, aber die Erkennung hat auf Anhieb sehr gut funktioniert. Über 90 Prozent der Traktoren lassen sich richtig klassifizieren", erzählt Joachim Schauer, der Leiter des Pilotprojekts. Als Mensch, sagt er, hätte man keine Chance, die verschiedenen Modelle, die sich oft nur durch Details unterscheiden, zu erkennen.

Schrift automatisch verpixeln, um Betrug zu verhindern

Außerdem will man Betrügern das Leben schwer machen: Oft befinden sich auf den hochgeladenen Fotos private Telefonnummern, bei denen angerufen werden soll, um den Verkauf abseits der Plattform abzuwickeln. "Da kann es passieren, dass Kunden anrufen und Geld überweisen und das Gerät dann nie bekommen", so Schauer. Das neuronale Netz soll die Schrift auf den Fotos erkennen und automatisch verpixeln. Bis Jahresende soll das Projekt abgeschlossen sein.

Das Rahmenprojekt "FIT4BA" soll hingegen bis September 2023 laufen. Man wolle bis dahin noch so viele Unternehmen wie möglich auf Digitalisierungsthemen sensibilisieren und ihnen "das Tool in die Hand geben, das für den Wettbewerb in Zukunft wichtig ist", so der Projektleiter Wilhelm Zugaj. Die Erkenntnisse des Projekts sollen auch laufend in die Lehre an der FH übertragen werden: "So wird auch die Lehre lebendiger", sagt Zugaj.

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