Ein herziger Bub. Verschmitztes Lächeln, süße Kuscheltiere – die ganze Welt in Ordnung? Leider nicht: Michael aus Oberösterreich wurde vor drei Monaten mit Leukämie geboren – sein Leben hängt davon ab, dass rasch ein passender Stammzellenspender gefunden wird. Bis dato ist die Suche erfolglos verlaufen, jetzt startet der Verein „Geben für Leben“Typisierungsaktionen für den Kleinen.

Gesucht wird: ein potenzieller Lebensretter. Für ihn oder irgendjemanden anderen auf dieser Welt. Denn auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer bei 1:500.000 oder noch viel weniger liegt: Die Chance lebt, dass unter Tausenden Registrierten der eine dabei ist.

Fragen Sie Stephanie Werger: Vor etwas mehr als einem Jahr ließ sich die 35-jährige Ergotherapeutin aus Bad Aussee bei einer Aktion in Bad Mitterndorf typisieren. Warum? „Weil mir das schon lange ein Bedürfnis war – einfach zu wissen, dass man jemandem helfen kann.“ Und jetzt, ein Jahr später, stellte sich heraus: Es gibt tatsächlich einen Menschen, der genau ihre Stammzellen braucht.

Kann mit ihren Stammzellen jemandem eine Chance auf ein neues Leben geben: Stephanie Werger
Kann mit ihren Stammzellen jemandem eine Chance auf ein neues Leben geben: Stephanie Werger © Privat



Blutabnahme und Voruntersuchung hat Stephanie Werger hinter sich, seit Donnerstag läuft die Stimulierung mit Spritzen – am Dienstag ist es so weit: In Gauting bei München werden aus dem Blut der 35-Jährigen die  lebensrettenden Stammzellen herausgefiltert.

Etwas mulmig sei das Gefühl schon, gibt die Ausseerin vor dem Eingriff zu. „Man ist halt leicht angespannt, weil man nicht weiß, was auf einen zukommt.“ Irgendwie rechne man am Anfang ja gar nicht damit, „die Chance ist so gering, dass das passt. Aber natürlich freut es einen dann umso mehr, wenn man genommen wird.“



Ganz viel Unterstützung kommt dabei von der Familie. Stephanie Werger ist Mutter von drei Kindern – Leonie (2), Laura-Sophie (8) und Niclas (10) – und natürlich spielt auch das eine Rolle. „Weil man einfach möchte, dass es, wenn bei den eigenen Kindern etwas ist, jemanden gibt, der das gemacht hat, sich typisieren hat lassen und uns dann vielleicht auch helfen kann.“



Ja, solche Erfolgsgeschichten gibt es. Das zeigen schon die Zahlen des Vereins „Geben für Leben“, der 1999 in Vorarlberg gegründet worden ist und seit 2015 bundesweit agiert: Bei 77.940 Typisierungen sind mittlerweile 186 Spender gefunden worden. Zu Herzen gehen aber vor allem die Geschichten dahinter. Etwa diese: Mit elf Monaten war ein Bub aus der Steiermark 2008 an Akuter Lymphatischer Leukämie erkrankt – 2010 wurde für ihn eine junge Spenderin in Bayern gefunden. Eine Ärztin, die in der Zeitung von einer Typisierungsaktion gelesen hatte ... Bald nach der Spende kam es zu einem anonymen Kontakt zwischen ihr und der Mutter des Buben, fünf Jahre später gab es das erste von mittlerweile vielen Treffen der Familie mit der Lebensretterin.

Stephanie Werger wird erst nach der Spende erfahren, für wen diese ist. Wenn der oder die Empfänger(in) zustimmt, wird ihr Name weitergegeben – und wer weiß: Vielleicht entwickelt sich auch hier eine Freundschaft?

Solche Happy Ends sind allerdings nicht selbstverständlich – und oft heißt es lange warten, warten, warten. Wie im Fall des dreijährigen Leonhard aus dem Burgenland. Auch er leidet an Leukämie, schon das dritte Jahr wird ein passender Spender für ihn gesucht. Demnächst wieder in der Steiermark: Am 24. Juli gibt es in Fohnsdorf eine Typisierungsaktion.

Typisierungsaktion in Fohnsdorf
Typisierungsaktion in Fohnsdorf © Geben für Leben

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Corona ist auch an dem Verein „Geben für Leben“, der vor mehr als 20 Jahren in Vorarlberg gegründet worden ist und mit dem Zusatz „Leukämiehilfe Österreich“ seit 2015 bundesweit agiert, nicht spurlos vorübergegangen. „Etwa 30 bis 40“ Typisierungsaktionen mussten (auch in der Steiermark) abgesagt werden, resümiert Sprecher Andreas Wassner. Jetzt laufen sie wieder.

Trotzdem hat es auch in der Zwischenzeit neue Typisierungen gegeben: Unabhängig von den Aktionen wird mittlerweile nämlich auch offensiv im Internet und auf Social Media geworben – was vor allem junge Menschen anspricht. Der Vorteil: Jeder Registrierte kommt nur bis zu einem Alter von 60 Jahren als potenzieller Spender infrage – die Daten von jungen Typisierten stehen automatisch länger in der Datei zur Verfügung.

Aber auch die Aktionen sind nur aufgeschoben und finden jetzt wieder statt. Nächster Termin in der Steiermark: 24. Juli, 13 bis 17 Uhr, Studio „Piercing’s by Nici“ in Fohnsdorf.