Auffallen, meint Ökologe Johannes Gepp, müsste das Naturschauspiel eigentlich jedem. Er selbst sieht es allerdings nicht nur – bei ihm schrillen auch alle Alarmglocken gleichzeitig: „Alle Bäume und Sträucher, auch im Wald, blühen wie nie zuvor. Die Schlehen, das sind weiße Punkte in der Landschaft, die Kirschen sind von oben bis unten voll mit Blüten“, beschreibt Gepp. Nur, dass das kein gutes Zeichen sei, ganz im Gegenteil: Bäume und Sträucher stehen – und das nicht nur hier, sondern in ganz Mitteleuropa – „massiv unter Stress“.

„Die letzten Jahre waren schon extrem“, erklärt der Präsident des Steirischen Naturschutzbundes, aber jetzt gebe es noch eine Steigerung. Pollenallergiker bekommen das ja schon seit Monaten zu spüren: Die Bäume sind nicht nur zwei, drei Wochen früher dran – die Belastung ist arg wie nie. „Bei der Hasel waren ganze Berghänge grellgelb“, schildert Gepp und rechnet vor: „Die hat dann nicht hundert Blütenstände und die Salweide (Palmkätzchen) nicht ein paar Hundert oder Tausend – es sind Abertausende! Bei den Erlen zum Beispiel hängen 5000 Blütenstände. Pro Baum!“ Und bei den Hainbuchen, eine der wichtigsten Baumarten in den steirischen Laubwäldern, „haben wir bei manchen 20.000 pro Baum gezählt“!

Grundsätzlich seien Jahre mit hohem Fruchtanteil an den Bäumen nicht ungewöhnlich. Mastjahre nennt man sie, weil früher die Hausschweine in den Wald getrieben wurden, um sich dann mit Eicheln und Bucheckern anzufressen. Das habe es aber nur alle sieben bis elf Jahre gegen, manchmal waren die Abstände noch größer. „Jetzt haben wir das dritte Mastjahr hintereinander.“