Das Radfahren sorgt aktuell für einige Kontroversen - vor allem das sportliche. Egal ob im Gelände oder auf der Straße, denn auch hier haben die Pedalritter eine Ausnahmestellung. Zwar sind alle Sportstätten in Österreich geschlossen, die Straßen und Waldwege sind aber nicht gesperrt. Während in anderen Ländern nur noch Profis (mit Lizenz) oder überhaupt keine Radfahrer mehr trainieren dürfen, sind die Regelungen in Österreich da noch lockerer. Unterdessen haben der österreichische Radsportverband und auch die Landesverbände ihre Mitglieder aber aufgerufen, zu Hause zu bleiben.

Lehrgänge, Einheiten oder auch Sportmedizinische Untersuchungen sind ohnehin bereits abgesagt. Der sterische Verband forderte erst heute seine Athleten wieder auf, daheim zu trainieren. "Unsere Empfehlung ist es, zumindest die nächsten drei Wochen auf eine allgemeine Vorbereitung mit verschiedenen Trainings zu setzen", erklärt Florian Moser, "so wie es im Dezember, Jänner üblich ist. Die Saison könnte durch die Verschiebungen in den Herbst hinaus noch sehr lange werden und es ist zumindest vorübergehend kein Formaufbau für Rennen unbedingt vonnöten." Der Sportliche Leiter des LRV hat aus diesem Grund sogar einen speziellen Trainingsplan für Indoor-Einheiten ausgeschickt.

"Es wurden in den vergangenen Tagen sehr viel verunsicherte Anfragen von Sportlern an den Landesverband gerichtet", sagt Gerald Pototschnig. Der Präsident des LRV hat sich daher an den Minister gewendet. "Hut ab vor der schnellen Unterstützung des Ministers. Nur 20 Minuten nach unserer Anfrage ist die Antwort gekommen."

Ungewissheit herrschte mitunter, weil Trainingsfahrten im Punkt 4 der Ausnahmen (Bewegung im Freien) nicht explizit angeführt und geregelt wurden. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler hat seine klare Sichtweise dargelegt: "Die in der Verordnung angesprochene Sportausübung soll dazu dienen, das physische und psychische Wohlbefinden aufrechtzuerhalten und dem natürlichen Bedürfnis des Menschen nach Bewegung Rechnung zu tragen." Der Minister weiter: "Grundsätzlich gilt: Nicht alles, was nicht explizit untersagt wurde, ist in der derzeitigen Situation ratsam, wünschenswert und verantwortungsbewusst."

Zu unterlassen sind allerdings:

  • Gruppenfahrten (mit Menschen, die nicht in derselben Wohneinheit leben), weil der nötige Abstand beim Windschatten- und Nebeneinanderfahren nicht gewährleistet ist.
  • Mehrstündige Einzelfahrten, weil mit der Länge der Fahrten die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes und einer Verletzung steigt, vermeidbare Rettungseinsätze das ohnehin stark geforderte Gesundheitssystem strapazieren oder gar Menschenleben gefährden. Aus dem gleichen Grund sollten Mountainbike-Touren abseits asphaltierter Straßen, insbesondere in den Bergen, unterlassen bleiben.
  • Mehrstündige Einzelfahrten in höherer Intensität, weil diese die Abwehrkräfte negativ beeinflussen können.
  • Die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel, um zu "geeigneten" Radstrecken zu gelangen.

Österreichs Verbandschef Harald Mayer appelliert an die Sportler: "Das ist doch keine Spielerei! Wir haben uns ohne Wenn und Aber und mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung an alle diese Empfehlung zu halten."