Um den weiteren Anstieg der Corona-Fälle einzudämmen, bleiben ab  Montag alle Schüler ab 14 Jahren bis 3. April zu Hause, sie sollen per E-Learning unterrichtet werden. Ab Mittwoch gilt dies dann auch für alle Unterstufenschüler, Volksschüler und Mittelschüler. Keinesfalls sollten Kinder zu Großeltern gegeben werden, um diese Risikogruppe zu schützen. Auch in Kindergärten gelten diese Maßnahmen, die die Regierungsspitze Mittwochnachmittag bekannt gaben.

Es sei ein komplexes Thema und ein Spannungsfeld der Interessen, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz: Ulimatives Ziel sei es die sozialen Kontakte zu reduzieren, es gebe aber auch Notwendigkeiten: Dass Berufsgruppen wie Gesundheitspersonal, Polizisten oder Busfahrer ihrer Arbeit nachkommen können, damit das Leben weiter gehen kann. Für Kinder, für die es keine Betreuungsmöglichkeiten gibt, werde es gruppenweise Betreuung an den Schulen und Kindergärten geben.

"Extra-Lösung für Maturanten"

Bildungsminister Heinz Faßmann sagte: "Wir bereiten eine Homepage vor für Schüler mit Lehrstoff. Für Maturanten werden wir eine Extra-Lösung finden müssen." Genauer definiert ist diese noch nicht. "Es wird weitere Maßnahmen geben", sagte Kurz.

"Wir sind mit einer Situation konfrontiert, die neu ist", erklärte Kurz. Man wolle die Möglichkeiten ausschöpfen, die zur Verfügung stehen. "Ich habe großes Vertrauen in die Österreicher, dass sie, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Kinder selbst zu betreuen, das auch zu tun." Faßmann ergänzte, das liege in der Eigenverantwortung und beruhe auf Solidarität den Generationen gegenüber. An rechtlichen, finanziellen und sozialen Möglichkeiten für betreuende Arbeitnehmer werde im Hintergrund gearbeitet. Es gebe etwa die Möglichkeit von Pflegeurlaub oder Home-Office.

"Wir werden monatelang in einer speziellen Situation sein", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Es gelte, jene zu schützen, die dies besonders brauchen.

Es geht um die Betreuung der Kleineren

Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte seit 15 Uhr mit Sozialpartnern Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund und Landwirtschaftskammer) diskutiert, wo es vor allem um das Thema Schulschließungen ging. Dass hinter den Kulissen heiß diskutiert wurde zeigte sich auch daran, dass die geplante Pressekonferenz dazu um eine Stunde nach hinten - auf 17:30 Uhr - verschoben wurde.

Beim Sozialpartner-Gipfel ging es grundsätzlich um die Organisation und Auswirkungen der zu erwartenden Schulschließungen. Auch die Frage der Entgeltfortzahlungen bei Dienstverhinderung wegen Kinderbetreuung ist Thema.

Bei jüngeren Kindern geht es ja um das Thema der notwendigen Betreuung. Die Regierung hofft jedoch, dass mehr als drei Viertel der Schüler zu Hause bleiben können.

"Reduktion der Sozialkontakte"

Grundsätzlich gehe es um eine "Reduktion der Sozialkontakte", da seien Schulen wesentlich beteiligt, sagte Kurz zu Mittag. Schließlich gebe es in Österreich mehr als eine Million Schüler. Es gebe natürlich Unterschiede, ob es sich um Oberstufe oder Unterstufe handle, was die Betreuungspflichten betreffe, so Kurz. Seine große Bitte sei: "Verharmlosen wir die Situation nicht." 

Elternvertreter forderten, dass im Fall von Schließungen von Schulen und Kindergärten die Kinderbetreuung sichergestellt sein müsse. "Was nicht passieren darf ist, dass einfach Schulen geschlossen werden und Eltern trotzdem arbeiten gehen müssen", sagte der Sprecher des Wiener Landesverbands Karl Dwulit.

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker zeigte sich skeptisch, was die Schließung von Schulen anbelangt. "Da wird es eine intensive Diskussion geben müssen", befand er. Denn Eltern müssten dann ihre Kinder betreuen. Und dies seien jene Menschen, die man bei der Aufrechthaltung der Systeme - also in den Spitälern oder Supermärkten - brauche. Hacker warnte auch davor, dass sich viele Großeltern um die Kinder kümmern würden. Ältere Menschen seien jedoch besonders gefährdet, sich anzustecken. Besser seien bereits getroffene Maßnahmen wie die Absage von größeren Schulausflügen.

Die Bildungsdirektion Wien hat im Zusammenhang mit den möglicherweise bevorstehenden Schulschließungen wegen des Coronavirus eine "Pädagogische Hotline" eingerichtet. Eltern, Schüler und Lehrer werden unter der Telefonnummer 01/52525-77048 dabei unterstützt, wie sie beispielsweise Zugang zu Arbeitsmaterialien und Informationen über bestehende Online-Lernplattformen bekommen.

Das Bildungsministerium hatte bereits am Dienstag die Schuldirektoren ersucht, sich aufgrund des Coronavirus auf Schulschließungen präventiv vorzubereiten. In einem Schreiben an die Schulleiter wurde außerdem empfohlen, dass Ausflüge, Reisen und Schulveranstaltungen - also auch Schulskikurse - ab sofort bis auf Weiteres ausgesetzt werden. Dem folgt ein Erlass.

An den Schulen in ganz Österreich steigt die Verunsicherung. So bangen etwa Schüler der 8. Klassen, dass es zu Schulschließungen kommt. In diesen Wochen finden gerade die letzten mehrstündigen Schularbeiten vor der Zentralmatura statt. Dann wackeln wohl auch die Reifeprüfungstermine.