Giraffen in Graz. Gibt es nicht? Haben Sie eine Ahnung: Aus der großen Box, die Katharina zum Greifen nah vor sich stehen hat, ließe sich eine halbe Arche Noah zusammenstellen, Papageien, Kuh, Schaf, Pferd – und mittendrin steckt eine Giraffe ...

Noch ist sich der Blondschopf ganz offensichtlich nicht sicher, wie er den Besuch einschätzen soll – aber es dauert nicht lange und die Kleine lächelt. Was heißt klein! Sieben Jahre alt ist sie vor wenigen Tagen geworden, die bunte Geburtstagskarte steht oben auf dem Board.

Sieben Jahre – Zeit für die erste Klasse Volksschule. Der Schuleinstieg wird spannend sein wie für jedes Kind. Und doch anders.

Katharina kam zwei Monate zu früh zur Welt. „Zuerst ist es nur darum gegangen, dass sie überlebt“, erinnert sich ihre Mutter Bettina Lothaller-Höll – dann stellte sich aber heraus, dass das Gehirn des Babys geschädigt war. Die Diganose: PVL – eine Schädigung der weißen Substanz im Gehirn. In der ersten Woche rechneten die Ärzte noch mit einem Schweregrad eins, in der zweiten war bereits von Stufe zwei die Rede, in der dritten bildeten sich Zysten im Gehirn – und die Ärzte revidierten auf Stufe drei. Vier Stufen gibt es ...

Was das heißt, ließ sich nicht genau vorhersagen. Auch wenn die Auflistung an Möglichkeiten beängstigend genug war.


In den ersten Monaten, erzählt Mama Bettina, merkte man Katharina nichts an. „Du hast dir die ganze Zeit gedacht, was für ein Schaden ist da im Gehirn?“ Und natürlich war immer die Hoffnung da: „Im Hintergrund glaubst du immer, sie wird eh wieder gesund.“

Aber bald stellte sich heraus: Katharina konnte sich nicht zur Seite drehen, ihre Augen arbeiteten nicht, wie sie sollten, sie konnte nicht gezielt nach etwas greifen ... Der Grund: Das Kind leidet an spastischer Tetraparese, „sie ist Spastikerin von Kopf bis Fuß, das gesamte Bewegungszentrum ist betroffen“. Das bedeutet: „Es ist kein Sprechen möglich, kein gezieltes Greifen, Stehen, Sitzen, Umdrehen ...“ Mehrere Operationen waren bereits notwendig. Allerdings: Der Geist von Katharina ist wach.

Kindergartenassistentin Stefanie Brandl wird die Siebenjährige im Herbst auch in die Schule begleiten
Kindergartenassistentin Stefanie Brandl wird die Siebenjährige im Herbst auch in die Schule begleiten © Juergen Fuchs


Vom ersten Moment an vertiefte sich die Mutter, selbst Sozialpädagogin, in die Materie – organisierte jede erdenkliche Therapie und Förderung. „In den letzten Jahren habe ich ein gutes Netzwerk aufgebaut, mein persönliches kleines Katharina-Team“, lacht sie. Zu diesem gehört auch Stefanie Brandl – die Kindergartenassistentin, die die Siebenjährige im Herbst in die Schule begleiten wird: in eine Integrationsklasse im Odilieninstitut.

„Katharina ist geistig fit, ihre emotionale, soziale Kompetenz ist ihre ganz große Stärke“, weiß die Mama. „Sie ist total neugierig, interessiert, du kannst sie für alles begeistern.“


Jetzt geht es darum, das Kind schulfit zu machen, ihr zu ermöglichen, erstmals auch unabhängig, selbstständig zu kommunizieren. „Unterstützte Kommunikation“ ist das Zauberwort – Katharina soll ein modernes Sprachausgabegerät mit Augensteuerung bekommen. Dieses Hightechgerät wird am Rollstuhl fixiert und mit den Augen bedient. „So kann sie mit den Augen sprechen“, erklärt die Mutter. Zugleich kann die Schule der Siebenjährigen, die nicht bis zur Tafel sehen kann, den Lehrplan direkt auf den Computer „übersetzen“.

Für die Siebenjährige bedeutet das einen Riesenschritt in die Selbstständigkeit, freut sich Bettina Lothaller-Höll. „Das ist das Um und Auf, Katharina kann sich ganz allein ausdrücken, ohne Hilfe!“

Dieses Anliegen will auch „Steirer helfen Steirern“ unterstützen – mit Ihrer Hilfe. Danke!