Die große Elefantenrunde der Kleinen Zeitung ist geschlagen. Ein flottes Rededuell, der Höhepunkt im bisherigen Landtagswahlkampf. Im Nachhall zu den Verwerfungen auf Bundesebene, im Umfeld der Nationalratswahl – und im Umfeld der Regierungsverhandlungen, bei denen sich neue Allianzen bilden, rangen alle Spitzenkandidaten zur Landtagswahl um die Gunst der Wähler.

Heute abend beginnt die Serie der "Spitzengespräche" mit den Kandidaten: Ab 18.30 Uhr: Niko Swatek im Gespräch mit Claudia Gigler.

Ausgangslage

Hermann Schützenhöfer (ÖVP) geht als Zweiter in die Wahl und will Erster werden. Michael Schickhofer (SPÖ) verteidigt das Voves-Erbe und kämpft gegen den Bundestrend. Mario Kunasek (FPÖ) kehrte von Wien nach Graz zurück, auch ihm bläst eine steife Brise ins Gesicht. Sandra Krautwaschl (Grüne) fährt mit dem „Kogler-Lift“ nach oben. Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) und Niko Swatek (Neos) machen sich das für den Einzug in den Landtag alles entscheidende Grundmandat streitig.

Hier gibt's den Livestream in voller Länge zum Nachschauen:

Das Publikum bestimmte im Saal und zu Hause (per Handy-Voting) mit, worüber die Sechserrunde diskutierte: Mit jenen Sorgen, die den Steirerinnen und Steirern am meisten unter den Nägeln brennen, wurden die Spitzenkandidaten konfrontiert. Unmittelbar nach der Diskussion analysierten die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle, ORF-III-Chefin Ingrid Thurnher und Kleine Zeitung-Chefredakteur Hubert Pattererden Gesprächsverlauf, den Auftritt der Spitzenkandidaten.

Offene Wunden

Zum Start der Elefantenrunde bohrte man in offenen Wunden von SPÖ und ÖVP. Wie war das 2015? Hat Franz Voves den Landeshauptmann tatsächlich verschenkt?
Michael Schickhofer meinte, es "gab eine Situation, die Schwarz-Blau ermöglicht hätte." Voves hätte im Sinne des steirischen Stils Schützenhöfer "im größtmöglichen Entgegenkommen" dann das Vertrauen (den LH) geschenkt. Schützenhöfer erinnerte sich: "Ich habe Franz Voves damals dringend gebeten, zu bleiben." Eine Halbzeitlösung wurde besprochen. Es kam aber anders.
Mario Kunasek winkte zu VP-FP-Einigung ab: "Es war nichts ausgemacht. Man hat mit uns das Gespräch nicht gesucht."

Die Zukunftsfrage stellte sich die Grünen: Sollen Neos und KPÖ aus dem Landtag hinausfliegen, um ÖVP und Grün im Land zu ermöglichen? "Ich hoffe, so stark zu werden, um sinnvolle Klimapolitik zu machen", konterte Sandra Krautwaschl (Grüne). Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) ergänzte: "Wir Können mit allen, wir machen soziale Politik, daher braucht es uns im Landtag."  

Was sind die Neos? "Die ÖVP in Gut?" Nein, "wir sind eine frische Kraft, wir wollen das Thema Bildung endlich in den Landtag bringen", unterstrich Niko Swatek.  

Aktuelle Frage: Wie steht es um Magna?

Eine Rolle spielten die aktuellen Diskussionen über mögliche Arbeitsplatzreduktion beim Autozulieferer Magna. Schützenhöfer betonte: "Ich habe mit Magna-Europa-Chef Apfalter geredet, es ist absoluter Schwachsinn, dass 1800 Leute (von 9700) entlassen werden." Bis 2024 seien die Aufträge gesichert." Man bemühe sich, die Aufträge zu verlängern. Der Abschwung sei für Schützenhöfer mit ein Grund für einen kurzen Wahlkampf gewesen.

Schickhofer hakte ein, er hätte einen ganz anderen Zugang. "Wegen einer Krise gehe ich nicht vorzeitig wählen." Es gehe um mehr Maßnahmen im Sinne der Arbeitgeber und -nehmer.
Krautwaschl warf den Regierenden vor, die "Umsteuerung" nicht geschafft zu haben. Klimawandel brauche einen Wirtschaftswandel. Klimt-Weithaler ortete ein Grundproblem, dass Konzerne zunehmend Personal abbauen.

Sie trete für weniger Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein. Kunasek meinte, ihm habe Apfalter von 1500 Leiharbeitern erzählt, über die man bei Magna "atme". Aber auch die Wirtschaft müsse Luft zum Atmen haben.

Stichwort Wähler

Zurück zur Wahl: Bei der FPÖ blieben zuletzt einige Stammwähler zu Hause. Kunasek dazu: "Ich möchte, dass wir so stark sind, dass mit uns ernsthaft verhandelt wird."
Schickhofer hat wiederum gesagt, er trete zurück, wenn er so ein Ergebnis wie Rendi-Wagner habe. Meinte er die absolute Zahl oder die Verluste in Prozent? "Darüber habe ich nicht nachgedacht." Er erlebe eine großen Zuspruch, sei es mit dem Lerberkäse-Truck oder Kaffee-Aktionen.

Wo liegt Schützenhöfer? "Wenn ich mir die anderen Wortmeldungen vom Aufschwung anhöre, frage ich mich, wo bin da ich", lachte der VP-Chef. Und ergänzte: "Wir sind alle viel unterwegs, er mit Leberkäse, ich mit dem steirischen Apfel."

Bildung als Spitzenthema

Dann waren die Gäste und User am Wort, welches Thema zieht? Das gefragteste Thema die Bildung. Wie sollen wir mit den vielen Kindern aus dem Ausland umgehen? Krautwaschl fand klare Worte gegen die Abschiebung von engagierten Asylwerbern in Lehre. "Das ist wirtschaftsfeindlich."
Was würde Schützenhöfer tun? "Wir müssen uns an Gesetze halten, sonst geht es nicht."

Zurück zu den Schulen: Soll das Land auch Kleinstschulen offen lassen? Schickhofer meinte, zuletzt wären nur in Absprache mit Regionen und Gemeinden Schulen zusammengelegt. Er trete ebenso für eine Sozialstaffel in der Kinderkrippe ein. Klimt-Weithaler trat für einen Gratiskindergarten ein; und warf der Koalition vor, beim neuen Kinderbildungsgesetz eine große Chance vertan zu haben. Nicken bei den Grünen.

Swatek attestierte, die Bildungschancen würde in der Steiermark von der Postleitzahl abhängen. Die Neos treten für ein flächendeckendes Krippenangebot an, samt Anspruch auf einen Platz - und eine Aufwertung der Pädagogen ein. Wie bezahlen? Man müsse in Hochkonjunkturzeiten die Schuldenbremse ziehen.
Schützenhöfer konterte: "Die Schuldenbremse und die staatliche Rundumversorgung, beides geht nicht." Aus FPÖ-Sicht sei bei der Vergabe der Kindergartenplätze auf jene zu achten, die das auch brauchen.

Wille und Taten beim Umweltschutz

Zum Umweltschutz: Am guten Willen mangelt es nicht, aber wo sind die Lösungen? Schickhofer, das Ressort liegt bei der SPÖ, sprach von 150 Millionen Euro, die investiert worden seien. Weitere 300 Millionen Euro würden in Windkraft und Photovoltaik gesteckt. Als sozialen Ausgleich trete er für das 300-Euro-Pendlerticket ein - oder für umweltfreundliches Wohnen.

Gegenfrage: Es gibt ja nicht einmal einen echten autrofreien Tag. Eine Schande, oder? Für Schickhofer wäre das Symbolpolitik, es brauche mehr wie neue Siedlungen entlang der S-Bahn, dann würden weniger Leute nach Graz drängen. Krautwaschl kritisierte, 140 Anträge zum Klimaschutz wurden abgelehnt, darunter das 365-Euro-Ticket.
Schützenhöfer betonte, ein Klimaschutzressort beim LH würde alle Bereiche - Landwirtschaft, Wirtschaft usw. - zusammenführen können. Für ein 365-Euro-Ticket "fehlt mir der Geldsack". Bei der Abstimmung über so ein Ticket blieb seine Hand und die von Kunasek unten. Die anderen waren dafür.

Was muss man jenen anbieten, die sich Klimaschutz kaum leisten können? "Ein autofreier Tag statt einer Citymaut", gab Klimt-Weithaler zurück. "Wenn ich mit dem Rad ins Landhaus fahre, ändert das die globale Klimapolitik nicht." Das System, der Kapitalismus, müsse sich ändern.  

Wie geht die Wahl aus?

Zum Schluss ging es ans Prognostizieren des Wahlergebnisses. Swatek würde Schützenhöfer schon zum LH gratulieren. Klimt-Weithaler meinte, die ÖVP könne sich Zusammenarbeit mit SPÖ oder FPÖ aussuchen. Kunasek ätzte, nur noch Schickhofer glaube, eine Chance auf den LH zu haben. "Wir baben nach drei Perioden die Chance, Erster zu werden", gab der LH zu.

Wie geht es weiter?

Am Freitag, dem 15. November ist der erste Wahltag, am Sonntag, dem 24. November folgt die Entscheidung: Wie viele Parteien sitzen künftig im Landesparlament? Welche Parteien schaffen eine Mehrheit für die Regierungsbildung? Wer will überhaupt mit wem?

Die Spitzengespräche im Newsroom

Ab Mittwoch ist dann einer nach dem anderen bei unseren „Spitzengesprächen“ zu Gast. Es sind kleine, feine Gesprächsrunden im Newsroom der Kleinen Zeitung. Den Auftakt macht am Mittwoch Niko Swatek von den Neos. Wir streamen ab 18.30 Uhr.