Eines muss man Hermann Schützenhöfer lassen: Im Rahmen dessen, was so knapp vor einer Wahl möglich ist, hat sich der ÖVP-Chef an seine selbst auferlegte „Wahlkampfpause“ bis 4. November gehalten. Erleichtert wurde das durch zwei Umstände: Erstens konnte er als Landeshauptmann bei vielen Terminen quasi „von Amts wegen“ auftauchen. Der Bogen reichte von der Feuerwehr-Wallfahrt über die Eröffnung des Grazer Murkraftwerks bis zur Prämierung der „Zukunftsgemeinde“. Zweitens setzt die Wahlkampfkostengrenze von einer Million Euro einen so engen Rahmen, dass ein längerer Wahlkampf sowieso unmöglich gewesen wäre.

Die Enthaltsamkeit wird in den kommenden Tagen überkompensiert. Von morgen an zelebriert die ÖVP gleich vier Wahlauftakte in den steirischen Regionen. Beim Start morgen in Graz ist Bundesparteichef Sebastian Kurz dabei. In der Nacht auf Montag werden landesweit auch Plakate aufgehängt – eines der Motive zeigt Schützenhöfer mit jungen Damen beim Selfie-Fotografieren. Der schlichte Slogan „Unserer“ wird durch ein dezentes „STVP“-Logo angereichert. Wohl nur Eingeweihte wissen, dass es sich um das Kürzel für „Steirische Volkspartei“ handelt.

Neben der Person wird flankierend ein Wahlprogramm unters Volk gebracht. Über weite Strecken enthält es bewährte Themenfelder: Forschung, Wissenschaft, Innovation, Bildung und (Land-)Wirtschaft bilden das Gerüst der Ideensammlung. Dazu kommen einige konkrete Wahlzuckerln – etwa die Abschaffung staatlicher Nebenkosten bis 20.000 Euro beim Erwerb des ersten Eigenheims.

Spannend ist aber, wie man die bisher (zu) wenig beackerten Bereiche anspricht. Klimaschutz etwa: Dem nähert sich die ÖVP über die Landwirtschaft. Erwähnt werden eine „Waldtypisierung zum Erhalt heimischer Wälder“, bessere Bewässerungsmodelle, ein Boden-Humus-Zentrum oder „leistbare“ Klimaversicherungen für Bauern. Der Bodenverbrauch solle „durch Sanierung, Nachverdichtung und eine moderne, klimaschonende Raumordnung reduziert“ werden. Da ist der Aufschrei der politischen Gegner quasi schon programmiert – denn bisher ließ die ÖVP (etwa in der jüngsten Novelle zum Raumordnungsgesetz) wenig von diesem Willen erkennen.