1.  Was ist die Krätze und wie wird sie erkannt?
Die Krätze, medizinisch Skabies, ist eine ansteckende Erkrankung der Haut, die von der Krätzmilbe verursacht wird. „Dieser ganz starke Juckreiz, der vor allem nachts auftritt, ist das Hauptsymptom“, erklärt die Leiterin der Dermatologieambulanz an der LKH-Uniklinik Graz, Regina Fink-Puches. Die Krätzmilbe gräbt kleine Gänge in die Haut, wobei die Milbe selbst gar keine Symptome verursacht. „Es ist eine Immunantwort auf die Parasiten“, so die Dermatologin.

2. Wann treten erste Symptome auf?
Erste Symptome tauchen bei Erstinfektion nicht unmittelbar nach der Infektion auf. Meist kommt es erst nach einer Latenzzeit von drei bis vier Wochen zu einem starken Juckreiz, der in Bettwärme stärker ist als am Tag. „Dann kommt es auch zu Hautveränderungen, die im Bereich der Hände, zwischen den Fingern, an den Füßen oder auch am ganzen Körper auftreten können“, so Fink-Puches. Bei Menschen mit einem schlechten Immunsystem, kann es auch zu einem schweren Ausschlag kommen.

3. Ist die Erkrankung häufiger geworden?
An der Grazer Universitätsklinik wurde ein massiver Anstieg beobachtet. 2016 verzeichnete man dort nur die Hälfte an Fällen, die es heuer bereits bis jetzt gab. 900 bis 1000 Frequenzen an ambulanten Patienten wurden 2018 verzeichnet. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil die Infektion nicht meldepflichtig ist. Der Grund für den Anstieg der Erkrankung ist unklar: „Wir wissen, dass es immer wieder Zeiten mit verstärktem Auftreten in langjährigen Zyklen gibt“, erklärt die Dermatologin. Auch in Kärnten wurde eine deutlich wahrnehmbare Zunahme in diesem Jahr verzeichnet, so Heimo Wallenko von der Landessanitätsdirektion des Landes Kärnten.

4. Wie kommt es zu einer Ansteckung?
Eine Ansteckung erfolgt durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch. „Dabei muss der Körperkontakt länger als fünf Minuten andauern“, ergänzt Fink-Puches. Das könne über Sexualpartner aber auch durch intensives Kuscheln zwischen Kindern und Eltern oder Kindern und Großeltern erfolgen. Das Nebeneinandersitzen in Schule oder Bus reicht nicht aus. Mit mangelnder Hygiene habe die Krankheit nichts zu tun. Die in der Haut sitzenden Milben sind mit Seife und Wasser auch nicht zu erreichen. „Bei sehr gepflegten Menschen, wird die Krätzmilbe häufig erst später erkannt. Dann spricht man von einer gepflegten Skabies“. Bei dieser Form ist der Juckreiz auch weniger intensiv.

5. Wie wird die Krätze behandelt?
Wird die Krätze erkannt, lässt sie sich mit einer vom Arzt verordneten Creme zügig in den Griff bekommen. „Die Creme wird ein Mal über Nacht angewendet. Wir empfehlen, diese Behandlung nach einer Woche noch einmal durchzuführen“, erklärt Regina Fink-Puches. „Wird diese Behandlung ordentlich gemacht, dauert es 14 Tage, bis der Juckreiz abheilt.“ In Graz wird das Gesundheitsamt beispielsweise involviert, wenn die klassischen Behandlungsmethoden nicht funktionieren. „Wenn es beispielsweise größere Familien sind und sie sich schwer tun, das loszuwerden“, erklärt Eva Winter, Leiterin des Grazer Gesundheitsamtes. Sie rät Handtücher, Bett- und Unterwäsche in der Waschmaschine bei 60 Grad zu waschen. Wichtig sei, nicht nur das betroffene Familienmitglied, sondern die ganze Familie zu behandeln. Das Uniklinikum plant gemeinsam mit dem Land Steiermark und zahlreichen Institutionen einen runden Tisch. „Wir wollen die Information geordnet in die Bevölkerung bringen“, so Fink-Puches.


6. Führt Migration zu mehr Krätze-Fällen?
„Es ist immer ein Risiko, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen leben, das hat aber nichts mit ihrer Herkunft oder ihrer Vorgeschichte zu tun“, stellt Winter klar. Vielmehr würden beengte oder hygienisch mangelhafte Wohnverhältnisse eine Ansteckung begünstigen.