Exakt vor einer Woche kam es in Stiwoll zu tödlichen Schüssen auf Nachbarn, bei denen zwei Menschen ums Leben gekommen sind und eine Frau am Arm angeschossen wurde. Exakt eine Woche jagt die Polizei den mutmaßlichen Täter, den seit damals flüchtigen 66-jährigen Imker Friedrich Felzmann. Während in der Vorwoche mehrmals bis zu 400 Polizisten und Spezialeinheiten von Cobra und Einsatz-Einheit ganze Landstriche - vergeblich - durchkämmt haben, hat die neue "Soko Friedrich" nun ihre Taktik geändert - von großflächigen Screenings hin zu gezielten Überprüfungen von Hinweisen.

Suche östlich von Stiwoll und in Södingberg

Genau aufgrund von "Hinweisen aus Bevölkerung" gab es am Sonntag ab den Vormittagsstunden einen konzentrierten Sucheinsatz im Bereich Meierhof (einige Kilometer östlich von Stiwoll, gehört zur Gemeinde Gratwein-Straßengel). Ein Hubschrauber war im Einsatz, und zwar vor allem, um den Einsatzkräften am Boden bei der Durchsuchung von Objekten von der Luft aus abzusichern. Dieses Mal waren aber - im Gegensatz zu Freitag in Thal - keine Hundertschaften an Polizisten unterwegs, sondern kleinere Einheiten.

Später, so gegen 16.30 Uhr wurde die intensive Suche auch im Westen auf Södingberg (Bezirk Voitsberg) ausgedehnt. Auch hier kontrollierte man mit dem Hubschrauber, nachdem zuvor Hinweise eingegangen waren.

Dunkelheit erschwert Suche

Mit Einbruch der Dunkelheit habe sich die Suche aber wieder massiv erschwert, heißt es seitens der Einsatzkräfte. In der Nacht wird sich die Polizeiarbeit wieder vorrangig auf Schutz von Objekten und Personen konzentrieren.

So standen auch am Sonntag in der Gemeinde Stiwoll nach wie vor schwer bewaffnete Polizisten, auch Panzerwagen sind noch immer im Ort unterwegs. "Danach wird in ein anderes Fahndungssystem übergeleitet, was aber nicht heißt, dass vor Ort alles eingestellt wird", sagte Polizeisprecher Jürgen Haas: "Auch wenn man uns nicht sieht, heißt das nicht, dass wir nicht da sind." Die Lage werde stündlich beurteilt, nach diesen Lagebeurteilungen erstellt die Polizei ein Einsatzkonzept. Tauchen neue Hinweise auf, dann gibt es auch wieder Durchsuchungen.

Bis jetzt habe man schon rund 100 Hinweise bekommen, denen man ständig nachgehe, erklären am Samstag die Verantwortlichen bei der Vorstellung der Soko Friedrich. Man bittet auch weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung.

Altbürgermeister: "Hatte mit Fritz 14 Gerichtsverfahren"

Während also die Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll nun mit einer "Soko Friedrich" auch europaweit auf Hochtouren weitergeht, beschert die angespannte Lage in der Gemeinde nordwestlich von Graz noch immer vielen Bewohnern schlaflose Nächte.

"Der Fritz hat mir das Leben schwergemacht. Jahrelang hat er mich bekämpft. 14 Gerichtsverhandlungen habe ich mit ihm gehabt.“ Nachdenklich ist er, der Altbürgermeister von Stiwoll, Josef Brettenthaler. Er steht auf der Liste der Gefährdeten, wie rund ein Dutzend anderer Personen aus Stiwoll, mit denen der Todesschütze Friedrich Felzmann (66), Krach hatte. Seit Sonntag wird Brettenthaler und seine Familie von der Polizei bewacht.

„Es ist ein mulmiges Gefühl“, beschreibt der Altbürgermeister sein Empfinden. „Donnerstagnacht hab ich geträumt von ihm. Er ist vor meinem Bett gestanden. Mit dem Gewehr hat er auf mich gezielt. Ich bin wach geworden und aufgesprungen. Da war ein Auto. Ich bin zum Fenster. Es war die Polizei.“

Josef Brettenthaler ist fest davon überzeugt, dass "Fritz noch lebt. Der ist clever, der hat sich irgendwo ein Versteck zurechtgelegt. Der ist allen einen Schritt voraus. Möglicherweise hilft ihm jemand“.
Einen Stapel von Akten und Briefen hat der Altbürgermeister im Büro in seinem schmucken Bauernhaus aufbewahrt. „Andenken“ an die Zeit, als er mit Felzmann Gefechte, richtige Kämpfe austragen musste.

Zunächst ging es um eine Garage, die Friedrich Felzmanns Bruder Alfred in ein kleines Wirtschaftsgebäude umgebaut hat. Brettenthaler erinnert sich an das Verfahren. „Zuerst hat der Fritz als Anrainer unterschrieben, dass er einverstanden ist, als das Gebäude fertig war, verlangte er von mir als Bürgermeister, dass ich einen Abbruchbescheid erlasse. Das war unmöglich, rechtlich war alles in Ordnung. Die Brüder haben seither nicht mehr miteinander gesprochen.“

Seit neun Jahren prozessierte Felzmann mit den Nachbarn, auf die er nun geschossen hat. Josef Brettenthaler: „Die Straße ist zwar eine Privatstraße, aber die Gemeinde sorgt für die Schneeräumung und Erhaltung. Sie führt durch das Anwesen von Fritz. Die drei Nachbarn hatten ein Servitut Wegerecht. Trotzdem hat er ihnen den Weg versperrt, trotz eines Gerichtsurteiles.“