Vergangenen Saison gab Andreas Widhölzl bei der Tournee erstmals in der Rolle des ÖSV-Cheftrainers mit seiner Fahne wachelnd den „Adlern“ das Zeichen, sich vom Zitterbalken abzustoßen. Was dabei rauskam, war jedoch größtenteils zum Abwinken: Die Österreicher flogen an sämtlichen zu vergebenen Podestplätzen vorbei, in der Endabrechnung schaffte es Stefan Kraft als bester heimischer Weitenjäger gerade einmal auf Platz acht.

Allerdings galt es damals zu berücksichtigen, dass im Vorfeld quasi das gesamte Team vom Corona-Virus heimgesucht wurde, Anfang Dezember Co-Trainer Robert Treitinger über eine Covid-19-Affäre stolperte und Kraft zudem ein weher Rücken plagte. Der Salzburger reiste mit null Weltcuppunkten im Gepäck zur Tournee an, tastete sich mit kleinen Schritten an die Weltspitze heran und legte schlussendlich beim Spektakel der vier Schanzen den Grundstein für seinen Weltmeistertitel, den er rund drei Monate später in Oberstdorf folgen ließ.

Die gefährlichen Jäger

In der heurigen Saison sind die ÖSV-„Adler“ bis dato von Corona und Verletzungen verschont geblieben, zu den Favoriten zählen sie bei der heute (16.30 Uhr, ORF 1 live) mit der Qualifikation in Oberstdorf startenden 70. Auflage der Vierschanzentournee aber wieder nicht. Neben Kraft, der in Klingenthal auf das oberste Treppchen sprang, darf sich aber auch noch Jan Hörl zumindest in der Position eines „gefährlichen Jägers“ sehen. Immerhin konnte der Salzburger heuer in Wisla seinen ersten Weltcuperfolg feiern: „Das Gefühl des Siegens war unglaublich und eine Bestätigung für meine harte Arbeit. Die Rolle des Jägers taugt mir – ich muss fokussiert bleiben und auf mich schauen.“

Nicht auf sich, sondern auf seine Burschen schaut Widhölzl. Auf den Schultern des Tirolers lastet nach seiner verpatzten Tournee-Premiere als Cheftrainer natürlich ein gewisser Druck. „Das Potenzial in der Mannschaft ist da, wir haben eine gute Mischung aus jung und alt“, gibt sich der Tournee-Triumphator 1999/2000 aber zuversichtlich. Zudem hält der 45-Jährige nicht viel von Favoritenrollen. „Natürlich haben sich Karl Geiger und Ryoyu Kobayashi als Sieganwärter positioniert, aber bei einer Tournee kann viel passieren. Ich wurde einst auch einmal als Favorit abgeworfen“, erinnert Widhölzl mit der wohl kleinen Hoffnung, die Geschichte möge sich heuer bei der Konkurrenz wiederholen.