Es ist fünf Minuten vor zwölf“, hatte der behandelnde Arzt Bernhard Gruber schonungslos mitgeteilt, ehe sich der Salzburger nur einen Tag nach der Schockdiagnose (Verengung der Herzkranzgefäße) unters Messer legte und einen Stent eingesetzt bekam. Das war vor zehn Monaten. Heute wird sich der Ex-Weltmeister nach einem langen Weg der Rehabilitation beim Weltcup in Lahti beim provisorischen Wettkampfsprung vom Zitterbalken abstoßen und damit ein von vielen nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback feiern.

Dabei hat der 38-Jährige erst zu Beginn der Woche am Bergisel seine ersten Großschanzensprünge absolviert. „Es hat sich von Beginn an gleich wieder sehr gut angefühlt. Bisher habe ich nur auf der Kleinen trainiert und geschaut, dass Technik und Abläufe wieder passen. Ich fühle mich fit, das Feuer brennt, dem Herzen geht es gut“, sagt der Schwarzacher mit einem breiten Lächeln.

Die Frage: Wo steht Gruber hinsichtlich einer Form?

Die Vorfreude auf das Comeback ist bei Gruber natürlich riesengroß, doch schwirren dem Routinier noch einige Fragen durch den Kopf. Die derzeit Brennendste: Wo steht der Salzburger hinsichtlich seiner Form? Immerhin sind seine Kontrahenten bereits sein Anfang Dezember im Wettkampfmodus. „Das werde ich erst am Sonntag nach dem Einzelwettkampf beantworten können. Im Training und bei den Intervallläufen hat es sich auf alle Fälle gut angefühlt. Aber ein Wettkampf ist etwas anderes.“

Daher hält sich Gruber auch mit seinen Erwartungen zurück: „Ich muss den Ball flach halten, werde es auf mich zukommen lassen und mit einem positiven Gefühl in die Sache reingehen. Ich werde versuchen, bei mir zu bleiben, und hoffe, dass etwas Lässiges dabei rauskommt.“

Eugen: "Bernie ist der Bernhard Gruber!"

Auch Cheftrainer Christoph Eugen zeigt sich über die Rückkehr seines Schützlings begeistert. „Es ist jetzt alles sehr schnell gegangen. Aber wir haben immer gesagt, wenn er sich fit fühlt, bekommt er seinen Einsatz.“ Dabei würde der Start in Lahti vorrangig dazu dienen, dass sich Gruber orientieren könne. „Beim Weltcup in Seefeld haben wir sowieso mehr Startplätze und da wird Bernie seine nächste Chance bekommen. Denn eines ist klar: Bernie ist der Bernhard Gruber und wir wissen, was er zu leisten imstande ist.“

Ob es schon in Lahti für ein gutes Ergebnis reichen wird, bleibt abzuwarten. „Ich traue ihm viel zu, aber es ist schwer einzuschätzen, wie hoch sein Leistungsvermögen in der Loipe ist. Auf der Schanze hat er sich auf alle Fälle nicht schlecht präsentiert“, sagt Eugen, der in Lahti auf Johannes Lamparter verzichtet. Der Jungstar wird geschont.