Sie sind im Frühjahr die Nachfolge von Andreas Felder als ÖSV-Cheftrainer angetreten. Wie ist der Start gelaufen?
ANDREAS WIDHÖLZL: Ganz gut, so weit es die Corona-Krise zugelassen hat. Am Anfang haben wir viel über online gemacht und die Athleten individuell und nach Gefühl trainiert. Im Juni gab es dann in Faak den ersten geimeinsamen Kurs – das war der Startschuss.

Hat die Pandemie die Saisonvorbereitung stark beeinflusst?
WIDHÖLZL: Nicht entscheidend. Bis auf Kurse in Skandinavien konnten wir alles machen. Längerfristiges planen war schwierig, aber da muss man situationselastisch agieren. Wir konnten jetzt sogar noch am Bergisel Eisspur-Kurse absolvieren, obwohl um uns herum schon alles zugesperrt war. Ich bin dankbar, dass wir frei agieren konnten und die Saison am Freitag in Wisla überhaupt losgehen kann. Da hat es andere viel schlimmer erwischt – wir dürfen nicht jammern.

Es gab heuer nur einen Sommer-Grand-Prix – fehlt der internationale Vergleich sehr?
WIDHÖLZL: Es ist ungewohnt, weil man nicht weiß, wo man steht. Aber wir haben die österreichischen Meisterschaften vorverlegt und einen Austria Cup gemacht, damit die Burschen ins Wettkampf-Feeling kommen. Das hat ihnen gut getan. Denn es ist schon etwas anderes, wenn man eine Startnummer anzieht – da ist man gleich etwas nervöser. Aber prinzipiell wird sich gegenüber dem Vorjahr nicht viel verändern – alle Nationen werden ein, zwei Springer vorne haben.

Stefan Kraft hatte im Sommer mit Rückenproblemen zu kämpfen. Wo steht der Gesamtweltcupsieger derzeit?
WIDHÖLZL: Er hatte es sich prinzipiell gewünscht, heuer eine ruhigere Vorbereitung zu haben. Nur hat er sich das wohl ein bisschen anders vorgestellt. Aktuell ist die Situation ganz positiv. Aber man muss schon sagen, dass der Sommer sehr holprig war. Er hat weniger trainiert, konnte nur an die 100 Sprünge und damit um 250 weniger als seine Kollegen machen und kämpfte mit seiner Gesundheit. Die Schmerzen kamen immer aus dem Nichts und dann ist er wieder drei Wochen ausgefallen. Da war eine große Ungewissheit. Bei den letzten zwei Kursen war er dabei und ist derzeit stabil. Und die Sprünge, die er im Sommer gemacht hat, waren sehr gut.

Hat sich mit dem Cheftrainerposten für Sie ein Traum erfüllt?
WIDHÖLZL: Ich wollte immer einmal Trainer werden. Ich habe bewusst bei einem Verein mit Kindern angefangen, weil die sagen einem bald, ob man gut ist oder nicht. Und dann habe ich den üblichen Weg über Stams und das Nationalteam als Co-Trainer eingeschlagen.

Die bevorstehende Saison ist mit der Skiflug-WM, der Tournee und der Nordischen WM mit Höhepunkten gespickt.
WIDHÖLZL: Wir wollen erfolgreich sein, doch spielt da immer etwas Glück mit. Und viel hängt von der Tagesverfassung ab.

Bei der Arbeit liegt Ihr Fokus worauf?
WIDHÖLZL: Auf dem co-kreativen Arbeiten. Zwar bin ich der Kopf der Sache, doch habe ich sehr kreative Leute im Team und versuche, ihre Ideen miteinzubringen, damit wir als gesamte Mannschaft weiterkommen.