Skiflugschanzen sind Denkmäler der Unvernunft“, hatte einst der Schweizer Weltmeister Walter Steiner gesagt. Nachsatz: „Aber Skifliegen ist eine Sucht, die dich nie mehr loslässt.“Die Organisatoren des Skiflug-Weltcups zeigten sich von ihrer vernünftigen Seite, sagten am Freitag die geplante Qualifikation aufgrund von starkem Wind und Schneefall ab und ließen die Athleten ihre Sucht nicht ausleben. Das können sie aber heute nachholen: Um 9.45 Uhr gibt es einen Trainingsdurchgang, um 11 Uhr startet dann mit allen 53 genannten Springern der erste Durchgang. Und: Die Wettervorhersage verspricht gutes Flugwetter!

Gregor Schlierenzauer, der am 10. Jänner 2010 als bis dato letzter Österreicher auf dem Heim-Bakken triumphieren konnte, blickt dem heutigen Bewerb bereits gespannt entgegen: „Ich bin schon seit zwei Jahren nicht mehr geflogen. Außerdem sind die Ski seitdem um sieben, acht Zentimeter kürzer geworden. Mal sehen, wie ich mich damit zurechtfinden werde. Wenn man es gut erwischt, kann es am Kulm richtig abgehen“, weiß der dreifache Triumphator in Bad Mitterndorf.

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Apropos drei – so oft schaffte es der Tiroler heuer bisher in die Top zehn. Von seinen einstigen Siegesserien ist der Stubaier damit noch ein Stück entfernt, aber „mein Weg ist der richtige. Das bekomme ich durch die Ergebnisse immer wieder bestätigt.“ Nur der letzte Schritt auf das Stockerl würde noch nicht passieren, „doch auf dieser Stufe befinden sich derzeit sehr viele Springer. Mein Fokus ist auf alle Fälle nach vorne gerichtet, aber ich kann es nicht erzwingen. Man muss das nötige Glück haben, um in den Flow zu kommen.“ Geduld ist also beim 53-fachen Weltcupsieger weiter gefragt – und die beweist der 30-Jährige, der auch 2021 noch fix auf den Schanzen dieser Welt abheben wird. Denn: „Mir macht es Riesenspaß und ich habe das Gefühl, dass das jetzt alles erst anfängt und auch zu greifen beginnt.“

Das Skifliegen bezeichnet Schlierenzauer als „Königsdisziplin“, den Kulm hätte er in der Vergangenheit „extrem intensiv“ erlebt. „Manchmal war es mit den ganzen Leuten und dem Rundherum, was da auf mich eingeprasselt ist, fast schon zu viel.“ Das Gefühl des Fliegens umschreibt der dreifache Skiflug-Gesamtweltcupsieger „wie den Start, wenn man in einem Flugzeug sitzt.“ Und was einem während des rund acht Sekunden dauernden Fluges durch den Kopf geht, hat der Österreicher Karl Schnabl, WM-Dritter 1975 am Kulm, einmal wie folgt beschrieben: „Man fliegt und man fällt – und man denkt an nichts“.