"Ich lasse mich nicht unterkriegen. Das Ziel bleibt dasselbe: Dass ich bei einer Station ein Highlight schaffe", bekräftigte Gregor Schlierenzauer erneut und benannte seine Probleme.

Schlierenzauer, die lebende Skisprunglegende, wie der Arena-Sprecher in Oberstdorf die 25.500 Zuschauer wissen ließ, vermochte im Allgäu vom früheren Glanz erneut wenig zu zeigen. Mit Glück und dank Daniel Huber qualifizierte er sich als 50. und Letzter für den Bewerb. In diesem war dann im Tournee-K.o.-System gegen Stefan Kraft kein Kraut gewachsen. Auf den späteren Tages-Vierten fehlten 9,5 m. Und in der Verlierer-Wertung "Lucky Loser" war Schlierenzauer wenig glücklich: 0,5 Punkte fehlten ihm für den Sprung in den Finaldurchgang.

Das Aus des 29-jährigen Tirolers kam nicht überraschend. Die Überraschung kam danach. Wenige Minuten nach dem Nackenschlag benannte Schlierenzauer präzise seine Verfehlungen. Den Ärger, so es ihn gab, ließ er sich nicht anmerken. "Ein oder zwei Zehntel über dem Vorbau habe ich einen Steher", bemerkte er, als habe er schon Videoanalyse betrieben. "Das geht nicht, da bist du verkauft." Seine Geschwindigkeit im Anlauf (0,5 km/h schneller als Kraft) sei aber "wieder mega" gewesen, es fehle "dieser eine Tick". "Wenn alles zusammenpasst, nimmst du den Druck von der Kante so mit, dass es dich vom System her drüber dreht."

ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder mutmaßte, dass Schlierenzauer sich "vielleicht zu viel erwartet" habe. Sein Berater Werner Schuster, den Schlierenzauer seit Frühjahr aus eigener Kasse finanziert, klang im deutschen Fernsehen ähnlich: "Sein Problem ist die Ungeduld. Es ist immer noch der Überflieger in ihm, und er möchte die Lücke schnell schließen."

Schlierenzauer aber gab der Öffentlichkeit einen Athleten preis, der auf einen holprigen Tournee-Start vorbereitet gewesen ist. Das Niveau im Sprung-Zirkus sei eben hoch, sagte Schlierenzauer mit einer Seelenruhe, die für einen 53-fachen Weltcupsieger, der schon fünf Jahre auf Nummer 54 wartet, überraschend kommt. "Die Idee ist ja im Kopf. Ich merke sofort, wenn ich unten ausfahre, ob mir die Umsetzung gelungen ist oder nicht."

Die zweite Gelegenheit dazu bietet sich dem Gewinner von 21 Olympia- und WM-Medaillen beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen - auf einer seiner Lieblingsschanzen. Er hat auf der Olympiaschanze dreimal (2008, 2010, 2012) gewonnen. Wunderdinge sollten sich seine Fans aber auch dort keine erwarten. Schlierenzauer: "Es gibt einen Spruch: Wenn man gut drauf ist, springt man überall gut."