Die Vierschanzentournee hebt heute, Sonntag, in Oberstdorf in ihre 68. Auflage ab. 67 Jahre Schanzen-Spektakel - da stecken natürlich auch jede Menge Rekorde und Anekdoten drinnen. Österreich und Deutschland (BRD und DDR) halten mit je 16 Gesamtsiegern gemeinsam die Bestmarke. Der Deutsche Sven Hannawald (2001/02), der Pole Kamil Stoch (2017/18) und der Japaner Ryoyu Kobayashi (2018/19) sind die einzigen drei Weitenjäger, die in der Tournee-Historie den Grand Slam, also den Sieg bei allen vier Stationen, schafften.

Ebenso erstaunlich: 2005/06 teilten sich der Finne Janne Ahonen und der Tscheche Jakub Janda den Gesamtsieg. Nach acht Sprüngen hatten beide jeweils 1081,5 Punkte auf ihrem Konto stehen. Und aus österreichischer Sicht unbedingt erwähnenswert: Zwischen 2008/09 und 2014/15 stellte der ÖSV mit Wolfgang Loitzl, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern, zwei Mal Gregor Schlierenzauer, Thomas Diethart und Stefan Kraft sieben Mal in Folge den Gesamtsieger. Das ist ein einsamer Rekord.

Damit zu den Anekdoten. Die Kollegen von skispringen.com haben im Tournee-Geschichtsbuch geblättert und die lustigsten und außergewöhnlichsten Ereignisse hervorgekramt. Wie etwa 1955/1956, als sich Hemmo Silennoinen über das vom Trainer verordnete Alkoholverbot in der Silvesternacht hinwegsetzte. Eigentlich hatte der finnische Cheftrainer den Skispringer für das Neujahrsspringen sperren wollen, doch die Mannschaft machte sich für ihren damaligen Top-Springer stark. Am Ende durfte Silennoinen starten – und gewann das prestigereiche Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen.

Oder 1964/1965, als bei der Vierschanzentournee erstmals Computer zur Berechnung der Endergebnisse eingesetzt wurden. Trotzdem kam es zu einem Fehler: Beim Neujahrsspringen wurde zunächst der Deutsche Heini Ihle als Sieger bekannt gegeben – eine Stunde später gaben die Organisatoren aber bekannt, dass man sich um einen Zehntelpunkt verrechnet hatte: Neuer Sieger war Erkki Puikka aus Finnland.

Walter Steiner, in seiner Schweizer Heimat bis heute "der Vogelmensch", ging 1975/1976 mit einer besonderen Innovation an den Start: Um die Tragfläche während des Flugs zu erhöhen, ging er mit Flossenhandschuhen an den Start. Damals kein Verstoß gegen das Regelwerk – trotzdem wurde er „nur“ Siebter. Ein Jahr davor und ein Jahr danach belegte er den zweiten Platz der Tournee-Gesamtwertung.

1979 war das Neujahrsspringen längst ein Klassiker, deshalb übertrug das ZDF live. Weil das Wetter aber immer wieder für Verzögerung sorgte, dauerte die Live-Übertragung vier Stunden, die Kommentator Bruno Moravetz mit Anekdoten überbrücken musste. Am 1. Jänner 1987 erhielt Matti Nykänen beim Neujahrsspringen ein Startverbot von seinem Trainer, weil er betrunken an den Start gehen wollte. Am 4. Jänner 1989 kam Michael "Eddie the Eagle" Edwards in Innsbruck nach 50 Metern schwer zu Sturz. Der Engländer brach sich dabei das Schlüsselbein und sieben Rippen, ließ sich aber am nächsten Tag von zahlreichen Pressefotografen im Krankenhaus ablichten. Wie so oft wurde er Letzter, vom Publikum aber besonders frenetisch gefeiert.

Ja, die Tournee hat bereits viele Höhepunkte und Tiefschläge serviert. Und man darf schon gespannt sein, was bei der 68. Auflage in Unvergessenheit geraten wird.