In einigen Wintersportarten tummeln sich seit der Etablierung der Mannschaftswettkämpfe viele Medaillengewinner. So positiv diese Wettkampfformate für den nationalen Medaillenspiegel, die Spannung vor dem Bildschirm zu bewerten sind, so sehr tragen sie auch zu einer schleichenden sportlichen Inflation bei.

Gängige Vermarktungspraktiken heben eilfertig Weltmeister und Olympiasieger auf den höchsten Schild, ohne sauber zwischen Einzel- oder Teambewerben zu unterscheiden.

Beim entscheidenden sportlichen Schwierigkeitsgrad allerdings, wenn nach EINZEL-Medaillengewinnern gesucht wird, lichtet sich das Feld dramatisch, und übrig bleiben nur noch wenige. Bei der Leichtathletik-WM in Doha sind mit Lukas Weißhaidinger und Verena Preiner zwei weitere, wirklich Würdige dazugekommen.

Kräftemessen

Selbst wer halbwegs unvoreingenommen über die eigenen Skispitzen hinaus, in die weite Sportwelt zu blicken vermag, hört es nicht so gern, wenn Skisport als Kräftemessen innerhalb einer verhältnismäßig kleinen Teilnehmergruppe bezeichnet und dort erzielte Erfolge als Weltklasseleistungen relativiert werden. Spitze Zungen sehen Skisport-Weltspiele als zentraleuropäische Meisterschaften mit skandinavischer Beteiligung, während in klassischen Sportarten wie Schwimmen, Tennis, Tischtennis, Volleyball oder eben auch in der Leichtathletik praktisch die ganze Welt dagegen hält.

So gesehen müsste der erstmalige Gewinn einer Herren-LA-Einzelmedaille durch Weißhaidinger als größter österreichischer Sporterfolg seit den Olympiasiegen von Peter Seisenbacher, dem Tischtennis-WM-Titel von Werner Schlager und dem Nummer-1-Ranking von Thomas Muster gewürdigt und entsprechend gefeiert werden.

Der Erfolgsweg des 150-kg-Bröckerls mit seinem Trainer Gregor Högler verdient jedenfalls höchste Anerkennung für die beherzte Art und Weise, sich in einer, von Ski und Fußball erdrückten Sportwelt zu behaupten. Danke für die, neben den Erfolgen anfallenden, wertvollen Beiträge zu einer feinen Spitzensportkultur abseits eines uniformen sportlichen Mainstreams!

Der Wert einer Medaille?

Schmälert eigentlich die Tatsache, dass es weltweit doch verschwindend wenige Diskuswerfer oder Siebenkämpferinnen gibt, auch den Wert unserer neuesten Medaillen?

Bestimmend über die Hochwertigkeit eines Leistungsvergleichs dürfte wohl eher sein, ob sich zumindest eine gute Handvoll der wichtigsten „Sportnationen“, wie Deutschland, Russland, USA, China…, mit voller Infrastruktur und Ernsthaftigkeit an den Wettbewerben beteiligen. Dadurch wird, zumindest an der Spitze, dort wo es um Einzel-Metall geht, die Luft in all diesen Sportarten ähnlich dünn.

Ihr Toni Innauer