Ich verneige mich vor einem der Größten: Aksel Lund Svindal

Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich heute meinen Brief nicht an Sie richte. Aber Sie dürfen natürlich gerne mitlesen – wenn Sie möchten.
Lieber Aksel Lund Svindal!

Heute soll es also vorbei sein mit Deiner Karriere. Wenn das Wetter mitspielt. Vielleicht hat aber der Wettergott ein Einsehen und verlängert das Ende doch noch um zumindest 24 Stunden. Viel mehr wird nicht gehen, fürchte ich. Und mit mir auch noch viele andere. Dein Teamkollege Kjetil Jansrud hat mir im Interview erklärt, dass es ein Glücksfall ist, im Skisport Norweger zu sein. Weil dann darf man auch als Österreicher, Schweizer, Deutscher oder Italiener Fan sein. Es gibt keine Rivalitäten, sagt er. Das mag ein Grund sein, warum Du überall Fans hast. Ich denke, es liegt an Deiner Persönlichkeit. Du selbst sagst, dass Du wohl meistens so nett bist, wie Du wirkst. Ich kann sagen, dass ich Dich nie anders erlebt habe.

Und ich war schon bei Deinen ersten Weltcuprennen dabei, durfte bei allen Deinen großen Erfolgen dabei sein. Es war immer eine Freude, mit Dir zu sprechen. Zwei Dinge sind es, die das vielleicht beschreiben: Eines Tages haben wir durch Zufall dieselbe Gondel in Gröden gehabt. Und Du hast über den Helm von Kollege S. gescherzt, der das Logo einer Pleitebank aus Kärnten hatte. Zwischen vielen Touristen aus den Niederlanden, die staunend auf die Abfahrt unter ihnen blickten und Dich ausfragten. Bis eine sagte: „Sind Sie gut?“ Und Du lächelnd sagtest: „Geht so!“ Sie werden es bald herausgefunden haben, mit wem sie in der Gondel waren. Oder erst diesen Herbst, in Sölden. Wir sprachen, viele Kollegen hörten zu – da beschwerte sich ein Kameramann, dass das zu lange dauert und so nicht geht, er warte. Und Du hast Dich umgedreht, ihn angeschaut und gesagt: „Geduld. Ich komme schon. Und seine (also meine) Fragen sind scheinbar interessant, da halten zwölf Leute ihre Aufnahmegeräte hin.“ Ich bedankte mich kurz darauf für diese Reaktion. Und Du sagtest nur: „Der war ja auch unhöflich und merkwürdig.“ Beides warst Du nie. Immer korrekt, fair, höflich. Und immer erfolgreich. Ich bedanke und verneige mich vor einem der Größten aller Zeiten!

Dein Michael