Der richtige Siegertipp im Slalom, der war in dieser Saison beinahe ein wenig Glücksspiel. Das Roulette der Superstars sozusagen, denn viele sind in der Lage, ganz nach vor zu fahren. Sechs (aus mehr als 45) landeten in dieser Saison schon zumindest einmal den großen Wurf. Passend, dass das "Grande Finale" der WM in Cortina d’Ampezzo heute der Slalom der Herren ist.

Und passend, dass es so viele Favoriten gibt – und doch einen, auf den die meisten setzen: Marco Schwarz. Der Kärntner kann genau wie Landsfrau Katharina Liensberger zum Topstar der WM werden und sein Medaillenkonto auf zwei Goldene und eine Bronzene aufstocken. Sein Rezept: den Kopf ausschalten. Und das klingt schlimmer, als es ist. "In Wahrheit ist es wohl so, dass ich auch bei einer WM nichts Spezielles mache, und das macht es wohl aus. Ich gehe gelassen in jedes Rennen. Und: Ich muss auf keine Wertungen schauen oder achtgeben. Ich kann einfach nur pushen." Oder eben, wie er es sagt: "Den Kopf ein bisserl ausschalten. Und das Skifahren genießen."

Ein Teil seiner Stärke kommt aus dem Tunnel, in den der 23-Jährige kippt. "Das passiert schon bei der Besichtigung", erklärt er, "da kommt dann so eine Art Flow. Oft, wenn ich bei Marko (Pfeifer, Anm.) vorbeirutsche und merke, dass er auch cool ist, dann weiß ich: Da geht was!" Und doch will sich der Führende im Slalomweltcup, die personifizierte Konstanz, nicht zum Topfavoriten stempeln lassen: "Es hat ja allein sechs Sieger in dieser Saison gegeben, da sind viele zu favorisieren." Doch: Nervös würde sich Schwarz nach fünf Medaillen bei Großereignissen ("Ich hoffe schon, dass da noch mehr kommt") auch davon nicht machen lassen.

Feller und das Salz

Nervös sind auch die Teamkollegen nicht – sondern eher heiß auf das Unternehmen Medaille. "Wir haben ja eine gute Mannschaft, einer von uns wird hoffentlich stechen", sagt etwa Manuel Feller, der nach dem Aus im Riesentorlauf aber auch meinte: "Jetzt habe ich nur noch eine Chance, da sollte es dann klappen." Seine Hoffnung: "Es wird aufgrund der hohen Temperaturen wohl eine Piste mit viel Salz. Und das liegt uns ja eigentlich gar nicht schlecht."

Einer, dem das gut liegen sollte, ist Michael Matt. Der Arlberger hat schon Erfahrungen mit Edelmetall, holte Bronze bei Olympia 2018 in Pyeongchang und Silber im letzten WM-Slalom in Åre – neben zwei weiteren im Team. "Ja, ich habe es schon miterleben dürfen, eine Medaille zu gewinnen. Und das in dieser Emotion zu feiern – das war für mich einfach das genialste Gefühl, speziell bei Olympia." Ein Gefühl, das man wieder erleben will.

Dafür hat Matt gearbeitet, auch wenn diese Arbeit nach dem intensiven Jänner zunächst "abschalten" bedeutete, den Körper herunterfahren, die Akkus laden. Dann wurde die Vorbereitung gestartet, in einer Saison, die so gar nicht nach Wunsch lief. "Es war schwierig, weil ich auch Bestzeiten gefahren bin. Und dann ist es gar nicht gegangen. Klar ist: Du brauchst Glück am Tag eines Großereignisses – und darauf hoffe ich. Weil ich nicht davon ausgehe, dass meine zwei Einzelmedaillen Zufall waren, hoffe ich mit der Portion Glück auch hier auf eine. Das Gefühl passt jedenfalls wieder."

Der vierte Österreicher im Bunde ist Adrian Pertl. Der 24-Jährige bekam seine Wunsch-Startnummer acht. Denn man geht davon aus, dass die Nummer auf der Salzpiste durchaus ein Vorteil sein kann. Und auf Salzpisten kann Pertl schnell sein – wie er in Chamonix schon zweimal bewiesen hat. "Armin Assinger hat schon gesagt: Bei einem Eintagesrennen kann alles passieren. Man fährt ums Überleben, da ist eine Überraschung drin. Auch für mich." Die Startreihenfolge für den zweiten Durchgang wurde geändert. Der 15. des ersten Laufs eröffnet den zweiten.