Wie war die Nacht als Weltmeister – übrigens erst der zweite nach Franz Klammer, der aus Kärnten kommt?
MARCO SCHWARZ: Ist das so? Das habe ich gar nicht gewusst und das macht es vielleicht noch ein wenig spezieller. Und die Nacht war gut, aber auch kurz. Heute war ja schon um 6 Uhr Tagwache für den Parallelbewerb, bei dem es leider nicht so gut gegangen ist ...

Was ist schiefgelaufen?
Ich bin schon nicht gut aus dem Start gekommen. Und dann fährst du hinterher, hast den Gegner immer im Augenwinkel. Es ist sich aber nicht mehr ausgegangen.

Dann bleiben wir beim Angenehmen: Gold in der Kombination. Schaut man sich selbst die Fahrten noch einmal an am Abend?
Natürlich, das habe ich schon getan. Aber entspannt, mit ruhigem Gefühl – man weiß ja, dass es reicht. Man schaut, was gepasst hat, vor allem im Slalom. Und was nicht. Und man findet immer den einen oder anderen Hakler.

Wird man da auch ein wenig stolz?
Ich hab das ehrlich gesagt mit relativ wenig Emotionen und relativ nüchtern angeschaut.

Aber bei der Hymne, da meinte ich schon, feuchte Augen zu sehen.
Nein, glaub ich nicht. Ich war wohl nur müde ... Im Ernst: Natürlich genießt man es brutal, wenn die Hymne nur für dich gespielt wird, wenn man Weltmeister geworden ist. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Aber ganz sentimental, nein, das war ich sicher nicht.

War denn auch das Einschlafen kein Problem? Oder hat man da noch Kopfkino?
Nein, der Tag war ziemlich lang. Wobei man ja in so einem Fall allen Verpflichtungen, der Dopingkontrolle, der Pressekonferenz, gerne nachkommt. Aber deswegen hatte ich beim Einschlafen überhaupt kein Problem.

Zucken Sie denn eigentlich nie aus? Was regt Sie auf?
Wenn mir was nicht passt, dann sage ich das schon frei heraus. Aber es hat in letzter Zeit wenig gegeben, über das ich mich hätte aufregen können, muss ich sagen.

Bei Ihnen stimmt der Satz „In der Ruhe liegt die Kraft“ also definitiv, oder?
Speziell bei einer WM versuchen viele, etwas Spezielles zu machen. Aber man muss ruhig bleiben, es ist ein Rennen wie jedes andere. Auch wenn man am Ende einen Titel oder eine Medaille bekommt. Es bringt mir ja nichts, wenn ich mich am Start narrisch mache. Man muss darauf vertrauen, was man kann.

Haben Sie gar nicht gefeiert?
Wir haben uns schon zusammengesetzt mit den Trainern und angestoßen, aber ganz ohne Damenspitz – ich musste ja früh raus heute. Gefeiert wird nach der Saison.

Auch Ihre Kollegen bewunderten den Mut im Super-G – der Disziplin, in der Sie sich vor zwei Jahren das Kreuzband rissen.
Ich bin ja früher immer gern Super-G gefahren, so eine Überwindung war es auch nicht, weil es ja nicht so schnell war, kaum über 100 km/h. Da geht es eher ums Timing und weniger um die Überwindung. Und da haben mir die zwei Kollegen (Kriechmayr und Mayer, Anm.) ja gut geholfen.

Mit nur 25 Jahren halten Sie damit bei vier Medaillen bei Großereignissen. Nicht schlecht, oder?
Es ist richtig cool, bei Großereignissen zuzuschlagen. Aber ich habe noch Platz genug daheim. Also hoffe ich, dass es so weitergeht.

Mit wem teilt man die Freude?
So viel Zeit war ja nicht. Aber der erste Anruf galt schon Mama und Papa. Die haben sich natürlich gefreut und daheim angestoßen.

Hat das Aus im Parallelrennen auch gute Seiten?
Es hat wohl so sein müssen. Und ja, vielleicht schadet es nicht, dass das Hauptaugenmerk auf den Hauptdisziplinen bleibt.

Mögen Sie den Parallelbewerb?
Schwer zu sagen. Wenn es gut läuft, ist alles super, wenn nicht, dann mag man ihn nicht. Es wird halt viel geändert, einmal so, einmal so. Ich bin gespannt, ob es sich durchsetzt oder ob man sich doch auf die Hauptdisziplinen konzentriert.