Seit vier Rennen machen sie sich in diesem Winter den Sieg untereinander aus: Beat Feuz, der Führende im Abfahrtsweltcup (2 Siege), Matthias Mayer (1) und Dominik Paris (1). Und meist war es auch dieses Trio, das in unterschiedlicher Abfolge auf dem Podest zu finden war. Klar, dass sie auch heute die großen Favoriten auf WM-Gold in der Abfahrt in Cortina sind.

Einen Erfolg haben zumindest Feuz und Paris schon gefeiert: Diese beiden waren es, die nach dem ersten Training am lautesten über die Kurssetzung geschimpft hatten. „Oft einmal muss man halt etwas sagen – und ich habe mich getraut. Mit Erfolg“, sagte Paris zur veränderten Kurssetzung und bewies gleich, wie sehr es ihm gefällt, dass man „fast alles auf Zug fahren kann“: Bestzeit.

Doch die Favoritenrolle will der 31-Jährige so nicht akzeptieren. „Ich weiß noch nicht, ob ich bereit bin für den Sieg – die anderen schlafen auch nicht.“ Was er jedenfalls vermutet: „Es wird spannend und eng. Weil es ist kurz, es ist nicht viel drin. Und es sind ziemlich viele gut drauf. Einige, die heuer noch nicht groß aufgezeigt haben, aber in diesem Moment bereit sind.“

Trotz Bremsschwungs schnell

Bereit sein dürfte auch Beat Feuz, obwohl er nach dem zweiten Training den Zielraum nahezu heimlich und schnell verließ, mit dem Servicemann vor dem Zielstadion noch ein kurzes Gespräch führte. Aber: Die Abfahrt beginnt auch ihm zu gefallen. Denn im Normalfall ist er nie schnell im Training, diesmal fuhr er trotz Bremsschwungs auf Platz drei und überraschte sich damit selbst: „Ich hätte gar nicht gedacht, dass es so schnell war im Mittelteil“, meinte der Wahltiroler. Dort aber fuhr der 34-Jährige diesmal sogar Bestzeit.

Bleibt Matthias Mayer, der im Training zurücklag, aber sichtbar herausnahm – und in der entscheidenden Stelle über den Sprung immerhin die drittschnellste Zeit fuhr. „Ich muss zugeben, herunten wäre es sicher noch mit viel tieferer Hocke gegangen“, meinte er schmunzelnd. Um sofort nachzuschieben: „Favoriten sind auf jeden Fall andere. Ich muss mir heute noch die Videos anschauen, damit ich da dabei bin.“

Sorge wegen des Windes

Es ist ein Hin- und Herschieben der Favoritenrolle, die dieses Trio aber sicher nicht loswird. Denn jeder weiß: Sie alle haben die Fähigkeit, im Rennen noch zwei bis drei Gänge hochzuschalten. Das wird es aber auch brauchen. Denn, so erklärt Paris: „Die anderen schlafen eben auch nicht. Und man kann sich mit der Linie hier nicht so absetzen.“ Die große Hoffnung des Ultentalers wie auch von Mayer: „Hoffentlich spielt der Wind keine Rolle – denn dann wäre es unfair.

Und zurzeit weht hier immer Wind. Und es wäre schade, wenn das Rennen so beeinflusst werden würde.“ Gut, dass die Favoriten gleich zu Beginn „im Paket“ kommen werden, so kann man davon ausgehen, dass wenigstens sie ähnliche Verhältnisse haben werden.

Eine Besonderheit hat die Abfahrt ohnehin: Die 222 Stufen, die man zum Starthaus hinaufgehen muss – im wahrsten Sinn des Wortes eine Treppe zum Erfolg. „Man muss seinen Ablauf schon ein wenig angleichen. Weil da hinaufgehen und dann sofort in die Ski steigen, das geht nicht – da wäre ich fetzenblau“, sagte Mayer lachend.

Und trotz aller Außenseiter: Dieses Trio weiß, was es braucht. Mayer ist zweifacher Olympiasieger, Feuz war 2017 Weltmeister und hat vier Mal in Serie den Abfahrtsweltcup gewonnen. Und Paris ist trotz seines gerade erst überstandenen Kreuzbandrisses mit 15 Abfahrtssiegen der aktuell erfolgreichste Abfahrer im Zirkus. Ein echter Kampf der Giganten, könnte man sagen. Um 11 Uhr geht er los.