Wieder nicht(s). Wieder den Platz, den keiner haben will bei einer Weltmeisterschaft. Auch Katharina Liensberger wurde in der letzten Damen-Disziplin in Aare, dem Slalom, Vierte und besiegelte damit die erste medaillenlose WM der österreichischen Ski-Damen seit 37 Jahren, seit Schladming 1982. Doch halt! Medaillenlos? „So stimmt das nicht“, beeilt sich Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum da zu sagen, „wir haben ja auch 50 Prozent zur Medaille im Team beigesteuert. Also kann man nicht sagen, dass wir keine Medaille haben!“

Richtig. Schade nur, dass Medaillen im Team im alpinen Skisport nach wie vor nicht denselben Wert haben wie jene in den Einzeldisziplinen. Und schade, dass in diesen Österreichs Damen nur einen ersten Platz erobert haben, nämlich den in der Reihung nach vierten Plätzen. Drei Mal in fünf Disziplinen, der Ski-Gott kann mitunter grausam sein. Ganze 48 Hundertstelsekunden fehlten auf drei Medaillen, kumuliert. Nur fragt danach letztlich genauso wenig jemand wie nach fairen Verhältnissen. „Bei einer WM, da zählt eben nur 1, 2, 3“, wusste auch Katharina Liensberger, mit 21 Jahren das Teamküken – und Vierte. Ob sie daran gedacht hatte, das Team mit einer Überraschung noch fast gerettet zu haben? „Nein“, sagt sie und erzählt vom Schmerz, der den Sportler durchfährt, wenn der ungeliebte vierte Platz bittere Realität ist. Erzählt davon, dass sie trotzdem „viel Positives“ mit nach Hause nehmen wird von ihrer ersten WM, auch eine Medaille. Aber diese Silberne, die gab es eben nur im Teambewerb.

Das Fazit von Kriechbaum klingt logisch: „Diese WM war nicht medaillenreich, aber reich an vierten Plätzen.“ Mit Schuldzuweisungen oder (zu) harter Kritik tut sich der Chef schwer, denn: „Liensberger hat eine tolle Leistung geboten, auch Ramona Siebenhoferin der Kombination. Und für Stephanie Venier wäre sicher auch eine Medaille drin gewesen, ja sogar der Sieg.“ Warum es dann doch nicht geklappt hat? „Weil wir, was die äußeren Umstände betrifft, nicht immer glücklich waren. Weil man für eine Medaille das Können braucht, aber auch Glück – und die Fähigkeit, am Tag X alles abrufen zu können.“ Tatsache ist: Mit Anna Veith, Katharina Gallhuber und Steffi Brunner haben Österreichs Damen in dieser WM-Saison zumindest drei Leistungsträgerinnen verloren; jene Ausfälle, die noch dazukamen, seien hier nicht einmal erwähnt. „Andere Nationen“, sagt Kriechbaum, „würden solche Ausfälle gar nicht wegstecken.“

Das Pendel schlug in die andere Richtung aus

Stimmt. Und tatsächlich: Vor gar nicht allzu langer Zeit wären vier Österreicherinnen in den Top zehn eines Slaloms eine mittlere Sensation gewesen. Bei der WM ist es nicht erwähnenswert. Tatsache ist auch: Erst vor zwei Jahren oder auch bei Olympia 2010 holten die Damen Medaillen, mit denen absolut nicht zu rechnen war. Diesmal schlug das Pendel exakt in die andere Richtung aus. Man könnte „Schuldige“ suchen – und wird sie kaum finden. „Auch der Herr Präsident weiß, wie so etwas zustande kommt“, sagt Kriechbaum und meint damit den sonst so strengen Peter Schröcksnadel. Und immerhin gibt es etwas, wie die Damen beweisen können, dass Aare nur ein Ausrutscher war: Im Weltcup, da will man sich kleine Kugeln holen. Sie wären der Beweis, dass in dieser Saison doch nicht alles schlecht ist. Auch ohne WM-Medaillen.