Gezittert haben die anderen. Marco Schwarz verfolgte nach seiner Fahrt "relativ entspannt", wie das Rennen voranschreitet. "Ich war schon im Ziel und konnte nichts mehr ausrichten, aber jetzt freue ich mich brutal", sagte der Kärntner Skirennläufer nach dem Bronzemedaillengewinn in der WM-Kombination in Aare. Als Abfahrts-21. ging er mit Nummer neun in den Slalom, fuhr auf drei und blieb da auch.

Der 23-jährige Kärntner hatte schon damit gerechnet, dass das Gleiche wie vor einem Jahr bei den Winterspielen in Pyeongchang passieren wird, als er Vierter wurde. "Ich war nicht ganz erfreut nach dem Slalom. Ich hatte ungefähr das gleiche Gefühl wie bei Olympia, als ich ins Ziel kam, da war ich auch Dritter, dann bin ich Vierter geworden. Mit dem habe ich heute auch gerechnet. Wenn noch 20 oben sind, kannst du nicht an eine Medaille denken." Die Slalom-Piste sei "ganz anders als im Weltcup" gewesen, die Abfahrts-Schnellsten hätten da so gut wie keine Chance mehr gehabt.

Familie drückte in Aare die Daumen

Die Eltern, der Bruder und Freunde waren nach Aare gereist. "Sie freuen sich auch mega, es ist ein cooler Tag. Ich bin megahappy, das ist befreiend, jetzt ist eine große Last weg. Erster Start, erste Medaille. Das Ziel war eine Medaille, jetzt kann ich ganz entspannt drauflosfahren und gescheit Gas geben", sagte Schwarz, der in der Flutlichtentscheidung Alexis Pinturault (FRA) und Stefan Hadalin (SLO) den Vortritt lassen musste.

Bronze bei WM-Kombi: "Wir haben bis zum Ende mit Marco mitgezittert"

Mit vier Rennen - es folgen noch Teambewerb, Riesentorlauf und Slalom - fährt Schwarz ein großes Programm in Schweden. Die Feier am Montag versprach sehr ruhig auszufallen, weil es gleich am Dienstag mit dem Teambewerb weiterging - da hat Schwarz bereits eine Silbermedaille von Olympia 2018 daheim.

Auch die Kombi-Mitstreiter gehörten zu jenen, die um die Medaille des Teamkollegen bangten. "Er ist ein super Kerl, super Skifahrer, ich freue mich sehr für ihn, Bronze ist super", sagte der zweifache Medaillengewinner Vincent Kriechmayr (17.). "Vollgas mitgezittert! Am Start habe ich schon mitbekommen, dass er Dritter ist, da dachte ich mir, auweh. Jetzt hat er es geholt, jetzt ist zu feiern", meinte Daniel Danklmaier (12.). Romed Baumann (14.) hatte nur noch Mauro Caviezel (SUI/7.) auf der Rechnung. Er war überzeugt, dass die anderen "Blacky" nicht mehr einholen.

Tendenz steigend

Schwarz darf schon jetzt auf eine starke Weltcup-Saison zurückblicken, er gewann mit dem City Event in Oslo und der Kombination in Wengen seine ersten Weltcuprennen und zeigte als Siebenter im Adelboden-Riesentorlauf, dass ihm auch in dieser Disziplin eine Steigerung gelungen ist. In der fünfköpfigen Gruppe von Marko Pfeifer trainiert Schwarz gemeinsam mit Michael Matt, Manuel Feller, Marc Digruber und Christian Hirschbühl.

Nach seinen ersten zwei Podestplätzen im Weltcup 2015/2016 (jeweils Slalom) musste das Megatalent bis diesen Winter auf die nächsten warten. Mit Platz zwei im Dezember im Madonna-Slalom brach der Slalom-WM-Siebente von 2017 und -Olympia-Elfte von 2018 den Bann. "Er hat jetzt einen super Lernprozess durchgemacht, es läuft in eine super Richtung. Er ist auch als Persönlichkeit gereift", erläuterte Pfeifer. Im Sommertraining in Neuseeland seien ein paar Sachen umgestellt worden, Schwarz habe nun auch einen eigenen Servicemann.

Über die Jahre gut entwickelt

Auch Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher betrachtet den Werdegang von Schwarz, der bei den Olympischen Jugendspielen 2012 in Innsbruck mit den Goldmedaillen im Riesentorlauf, Kombination und Teambewerb einen ersten Fußabdruck hinterlassen hat, mit Wohlwollen. "Er hat sich über die letzten Jahre gut entwickelt, auch wenn es den Anschein hatte, dass die letzten zwei Jahre nicht so erfolgreich waren, weil die Podestplätze gefehlt haben. Es geht nicht nur immer nach oben, ab und zu gibt es Stagnationen." Für den "fleißigen Trainerer" sieht er eine große Zukunft, sofern die Verletzungen ausbleiben.

Ausgezahlt für die Kombination hat sich im September auch der einwöchige Trainingskurs mit den Spezialisten in Saas Fee mit dem Augenmerk auf Gleitkurven, auch wenn der Fokus weiter auf den Technikbereich gelegt werde.