Bis tief in die Nacht tagten die Landesverbands-Chefs des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) ehe sich eine überraschende Lösung abzeichnete. Die Nachfolge von Peter Schröcksnadel soll weder Michael Walchhofer noch Renate Götschl antreten. Da man sich nicht einigen konnte, soll mit Karl Schmidhofer ein Dritter das Ruder übernehmen. Der steirische Verbandspräsident wurde kurzerhand vorgeschlagen und konnte eine Mehrheit hinter sich formieren - Tirol, Vorarlberg und die Steiermark enthielten sich. Am 19. Juni dürfte Schmidhofer nun bei der Länderkonferenz in Villach von den Stimmberechtigten ins Amt gewählt werden.

Nun gibt es bereits erste Reaktionen zur durchaus überraschenden Wahl, die laut Kärntens Verbandspräsidentin Claudia Strobl-Traninger "noch nicht in trockenen Tüchern" ist. "Für mich gibt es noch immer drei Kandidaten: Michael Walchhofer, Renate Götschl und Karl Schmidhofer. Der Grund ist, dass sich Tirol, Vorarlberg und selbst der steirische Skiverband bei der Abstimmung der Stimmen enthalten haben. Ich bin gespannt, was heute noch passiert", meinte sie dazu. Für sie sei unklar, warum Renate Götschl ihre Vorstellungen nicht präsentierte und "warum sich der steirische Verband der Stimme enthalten hat, statt seinen eigenen Kandidaten zu unterstützen. Aber ich verstehe mittlerweile vieles nicht mehr in der Causa." Eines scheint nun auch augenscheinlich: Im Hintergrund zieht nicht ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel die Fäden, sondern sein Sohn Markus. "Er ist sicher führend dabei, macht aber sicher nichts, was sein Vater nicht weiß", verrät ein ÖSV-Insider.

Michael Walchhofer selbst empfand die Abwesenheit von Götschl als "sehr schade", da sich "bestimmt einiges gemeinsam" klären hätte lassen. "So war der Tiroler Präsident durch seinen Präsidiumsbeschluss gebunden und konnte nicht frei entscheiden. Insofern finde ich den Kompromiss, der in der Person von Karl Schmidhofer gefunden wurde, im Sinne des Skisports als einen sehr guten. Ich hoffe sehr, dass damit die österreichische Skifamilie wieder an einem Strang zieht", sagte der ehemalige Rennläufer.

Mario Stecher, Sportdirektor der Nordischen, will sich erst "ein Bild über die Situation verschaffen", kennt Schmidhofer aber gut. "Ich kann grundsätzlich nur Positives über ihn sagen, er hat ein gutes Verständnis für den Sport." Die Leistungen im ÖSV in den vergangenen 31 Jahren seien "sensationell", Verbesserungen "sind aber natürlich möglich". Eines weiß Stecher aber bereits jetzt: "Wer auch immer am Ende Präsident oder Präsidentin wird, ich kann mit jedem, weil ich weiß, dass diese Person zu 100 Prozent hinter ihrer Aufgabe stehen wird."

Skisprung Cheftrainer Andreas Widhölzl ist es wichtig, dass "diese Position durch die richtige Person besetzt wird". Er kenne Karl Schmidhofer nicht persönlich und sei "mit dem ganzen Politikum" nicht so vertraut. "Man hat ja gesehen, wie viel Peter Schröcksnadel in den letzten 30 Jahren für den Verband bewegt hat. Ich hoffe auf alle Fälle, dass Herr Schmidhofer auch für den Skisprungsport affin ist, auch wenn es grundsätzlich natürlich um das große Ganze geht", meinte Widhölzl dazu.

Sein Kollege, Damen-Skisprung-Cheftrainer Harald Rodlauer, kenne den kommenden Präsidenten ebenso nicht. "Ich hatte aber auch mit Peter Schröcksnadel kaum Berührungspunkte. Tatsache ist, dass wir in unserem Bereich super versorgt sind und alle Möglichkeiten haben. Ich kann nur hoffen, dass das auch in Zukunft so ist."