Das Verwirrspiel um die Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel nimmt immer skurrilere Formen an. Da traf sich gestern die Wahlkommission, bestehend aus den Landesski-Präsidenten, im „Hubertushof“ bei Salzburg zu einer entscheidenden Sitzung. Dabei sollten auch die - bis dahin einzigen Kandidaten für das Amt - Michael Walchhofer und Renate Götschl anwesend sein. Doch zum Beginn der Sitzung um 16 Uhr war die Steirerin nicht da.

„Ich hätte nur dort sein müssen, wenn es gewünscht ist. Es war nicht gewünscht, zumindest nicht bis zu Mittag. Erst da erhielt ich die Nachricht, es wäre gewünscht. Aber so kurzfristig konnte ich meinen Tagesablauf nicht mehr ändern. Ich bin aber telefonisch erreichbar“, teilte die Ex-Speed-Queen mit. Das war einigen Anwesenden aber zu wenig, die meinten, laut den Statuten hätte sie dabei sein müssen. Hinter vorgehaltener Hand wurde dann spekuliert, Schröcksnadel hätte „seiner Kandidatin“ geraten, nicht zu kommen.

Kommentar von Michael Schuen.

Welch hohe Eskalationsstufe dieses Schauspiel schon erreicht hat, zeigt ein Schreiben vom Vizepräsidenten des niederösterreichischen Skiverbandes, Christian Reiter, in den sozialen Medien: „Als Vize-Präsident des niederösterreichischen Skiverbandes möchte meinem Kollegen Fritz Niederndorfer aus Oberösterreich höchsten Respekt für seinen Rücktritt zollen und ihm auf diesem Weg mitteilen, dass wir weiterkämpfen werden, um dieser Farce um die Wahl des ÖSV-Präsidenten ein Ende zu setzen. An die Adresse des Verursachers dieser Schande für den österreichischen Skisport möchte ich folgendes sagen: Als Sportfunktionär distanziere ich mich auf das Entschiedenste von den von ihnen in der Vergangenheit im Zuge dieses Nachfolgedesasters gesetzte Handlungen.“

Getagt wurde trotzdem und nach drei Stunden für ein Abendessen unterbrochen. Da sickerte durch: Es dürften weder Walchhofer noch Götschl werden. Plötzlich war, wie beim Harry-Lime-Thema, ein „dritter Mann“ im Spiel. Einige tippten auf den Leiter der Sektion Sport im Sport-Ministerium, Philipp Trattner. Doch der war kein Thema, wie ein Sitzungsteilnehmer schnell klarstellte. Damit stand nun eine Variante im Raum, die viele als „nicht uncharmant“ bezeichneten. Schröcksnadel bleibt noch für einige Monate ÖSV-Präsident und übergibt im zweiten Quartal 2022 an einen Mann, der schon vor einigen Wochen im Gespräch war: Klaus Pekarek. Der Kärntner genießt das Vertrauen fast aller Landespräsidenten, kann aber den Job derzeit nicht übernehmen, weil er noch einige Monate an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens steht. Bis spät in der Nacht suchten die Damen und Herren nach einer Lösung.

Und sie scheiterten daran. Mehrmals schien das Gremium einer guten Lösung nahe, doch immer wieder sprach etwas oder jemand gegen den Vorschlag. Nun soll tatsächlich ein weiterer Kandidat ins Spiel gebracht werden. Sofern Schröcksnadel dem zustimmt. Gibt es in den nächsten neun Tagen keine Einigung, kommt es am 19. Juni in Villach tatsächlich zu einer Kampfabstimmung um den Posten des ÖSV-Präsidenten. Das wäre einmalig in der ÖSV-Geschichte.

Egal, wie der Nachfolge-Kampf ausgeht, Schröcksnadel bleibt dem Skisport als Funktionär erhalten. Beim Online-Kongress des internationalen Skiverbandes (FIS) wird auch die FIS-Exekutive neu gewählt, das „Council“, wie es offiziell heißt, und aus dessen Kreis auch die Vizepräsidenten gebildet. Und da steht übrigens auch wieder Peter Schröcksnadel auf der Kandidatenliste – 17 Namen sind auf dieser zu finden. Schröcksnadel könnte also, knapp zwei Wochen bevor er als ÖSV-Präsident Geschichte ist, noch einmal für den ÖSV ins Council einziehen und dort sogar Vizepräsident werden. Aber, beeilt sich der Tiroler zu betonen: „Das ist ja dort nur für ein Jahr.“