Es hätte eine geordnete, wohl vorbereitete Übergabe des scheidenden ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel an seinen Nachfolger geben sollen. Doch davon ist man sehr weit entfernt, auch weil im Hintergrund Mächte am Werk sind, die nur ihren persönlichen Vorteil im Auge haben. "Dazu passt aber der Kandidat Michael Walchhofer nicht, denn der will seine eigenen Ideen umsetzen und nicht am Gängelband von einem hängen, der noch immer Einfluss haben will", berichtet ein Insider, der nicht genannt werden will. Am heutigen Dienstag tagt wieder der Wahlausschuss und da wollen die Landespräsidenten eine Entscheidung treffen. Derzeit müssen sie zwischen Walchhofer und der Vize-Präsidentin des steirischen Landesverbandes, Renate Götschl, wählen.

"Wenn es wirklich nur darum gehen würde, gäbe es eine klare Entscheidung - Walchhofer wäre ÖSV-Präsident. Doch es geht nicht nur darum, es geht um Macht und Einfluss bei den Gesellschaften des ÖSV", erklärt ein ehemaliger hoher ÖSV-Funktionär. Wie sehr das Machtspiel schon eskaliert, zeigt das Beispiel des oberösterreichischen Landesskiverbandspräsidenten. Fritz Niederndorfer legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder. Wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" berichten, dürfte der Rückzug nicht ganz freiwillig erfolgt sein: "Er dürfte von politischer Seite den 'Schwarzen Peter' gezeigt bekommen haben. Obwohl er sich in den vergangenen Wochen öffentlich nicht zum Gezerre um die Schröcksnadel-Nachfolge geäußert hat, ist er intern als Unterstützer der Kandidatur von Michael Walchhofer bekannt."

"Bin erschüttert, wie mit Menschen umgegangen wird"

Stimmen die Gerüchte, wird er nicht der einzige Landesskichef sein, der geht. Auch in Tirol soll ein Wechsel vor der Tür stehen. Für Kärntens Ski-Chefin Claudia Strobl-Traninger "ist das keine Überraschung. Ich bin zutiefst erschüttert und schockiert, wie hier mit Menschen umgegangen wird, die viele, viele Jahre für den Skisport gearbeitet haben". Noch etwas trifft die Ex-Weltcup-Läuferin: "Es ist ein Wahnsinn, welche Mittel eingesetzt, welche Hebel in Bewegung gesetzt werden, um Walchhofer zu verhindern. Jeder der eins und eins zusammenzählen kann, muss nun erkennen, dass es für bestimmte Personen um unwahrscheinlich viel geht, sie noch mehr zu verlieren haben."

Strobl-Traninger gibt sich keinen Illusionen hin: "Es würde mich nicht wundern, wenn nun auch mir nahegelegt wird, mein Amt als Präsidentin zurückzulegen." Dass das bei ihrem Amtskollegen aus Oberösterreich passiert ist, "kann ich nicht bestätigen, da ich das nicht weiß". Sie hofft aber, dass "wir bei der Sitzung am Dienstag zu einer Einigung kommen, schon allein wegen der vielen Aktiven, Betreuer und Trainer im ÖSV, die positiv in die Zukunft schauen sollen".