Sie ist noch immer nicht entschieden, die Frage der Nachfolge von Peter Schröcksnadel als ÖSV-Präsident - am 19. Juni wird in Villach offiziell gewählt, bis dahin sollte sich traditionsgemäß das Wahlkomitee auf einen Kandidaten geeinigt haben. Derzeit gibt es zwei Kandidaturen, beide von Ex-SportlerInnen bzw. Abfahrts-Assen: Michael Walchhofer und Renate Götschl würden das "höchste Amt im Ski-Staate" gerne antreten.

Am Dienstag herrschte große Aufregung: "Ö3" verkündete in den Weltnachrichten, dass man sich auf Michael Walchhofer als Kompromisskandidaten geeinigt habe - mit einem großen "Aber". Denn: Walchhofer, so hieß es weiter, soll nicht mehr wie der bisherige Präsident auch Geschäftsführer aller fünf Tochtergesellschaften sein. Diese sind in einer Holding zusammengefasst, derzeit wird auch der Aufsichtsrat neu besetzt. Auf "Ö3" hieß es, dass Markus Schröcksnadel, der Sohn des Präsidenten, künftig dieses Amt ausfüllen solle und auch die Geschäftsführung der Gesellschaften übernehmen würde. Das wiederum aber würde Walchhofer wohl dazu bringen, doch nicht Präsident werden zu wollen.

Schröcksnadel junior als "Ente"?

Tatsache ist: Die Landeschefs gehen bereits seit vergangener Woche in die Richtung einer Kompromisslösung - und die besagt, dass man beide Kandidaten einsetzen will. Und Tatsache ist auch, dass in dieser Lösung Michael Walchhofer Präsident wäre. Renate Götschl solle demnach eine Art "1. Vizepräsidentin" werden - wenn sie das will. Allerdings steht das Gespräch mit ihr noch aus. Was, so hört man aus diversen Verbänden, aber kein Thema sein soll: Dass Markus Schröcksnadel als Geschäftsführer einsteige. Richtig sei aber, dass die Landesverbände auch den Aufsichtsrat der neuen Holding nominieren und in diesem würde Tirol als größter Verband den Vorsitz bekommen - keinesfalls aber die Geschäftsführung.

Markus Schröcksnadel teilte am Dienstagvormittag mit, dass er keine weiteren Funktionen im Tiroler Landes- und auch nicht im Bundesverband anstrebe. In Tirol ist Schröcksnadel einer der Vizepräsidenten.

Weitere Details waren nicht zu erfahren, denn es wurde "Stillschweigen" vereinbart. Der Unmut, dass überhaupt Sitzungsinhalte nach draußen drangen, ist groß. Das letzte Wort scheint also noch nicht gesprochen.

Die Genese

Die Sitzungen des Komitees hatten zuletzt bereits einen wöchentlichen Rhythmus. Warum? Schröcksnadel senior war mit Walchhofer als Nachfolger nicht einverstanden, mit der "Hausmacht" des größten Landesverbandes Tirol im Rücken suchte er nach einer Alternative - die wurde scheinbar in Renate Götschl gefunden. Seither aber geht es rund, weniger zwischen den Kandidaten als zwischen den Landesverbänden. Klar ist: Hält die Schröcksnadel-Achse zwischen Tirol, Vorarlberg, Wien und der Steiermark mit Götschl, wäre die Steirerin gewählt.

Nach ihrer Vorstellung absolvierte die 47-Jährige auch eine Runde durch Österreich, um allen Landesverbänden ihre Ideen nahezubringen. Dabei soll sie nicht ausreichend überzeugt haben, war zuletzt zu vernehmen. Und zwar nicht ausreichend genug, um alle Parteien hinter sich zu einen. Damit wäre ein weiterer Konflikt vorprogrammiert gewesen. Nun hofft man, sich "im Sinne des Sports und des erfolgreichen Verbandes", wie man immer hört, doch noch auf eine Lösung zu einigen.

Eine dritte Person, die sich um die Präsidentschaft bewirbt, zeichnet sich zumindest momentan nicht ab. Die zuletzt kolportierten Martha Schultz (Seilbahn-Unternehmerin/Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer) und Susanne Riess (Managerin/Ex-Politikerin) dürften eine Kandidatur nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Schultz hatte in der Vorwoche dem "Standard" erklärt, sie müsse sich um ihr Unternehmen kümmern und habe daneben keine Zeit für den fordernden ÖSV-Job. Riess wollte zuletzt keine Stellungnahme abgeben.