Die Bilanz der alpinen Ski-Damen im Winter 2020/21 steht und fällt mit Katharina Liensberger. Die Slalom-Spezialistin holte die einzigen beiden Weltcup-Siege, gewann die Disziplinwertung, fuhr insgesamt acht Podestplätze ein und krönte sich zur Doppel-Weltmeisterin. Auf der Speed-Seite war Tamara Tippler ein Lichtblick, sonst war es aber "eine ganz schwierige Saison", wie Rennsportleiter Christian Mitter feststellte. Geprägt war sie von schweren Verletzungen und Covid-19.

Das Coronavirus hat vor allem die Speed-Truppe im November schon geschwächt, Läuferinnen wie Tippler, Nicole Schmidhofer, Stephanie Venier oder Nina Ortlieb steckten sich an und mussten wegen teils heftigen Symptomen Trainingspausen einlegen. Zudem begleitete das Verletzungspech die ÖSV-Damen die ganze Saison über. Schmidhofer, Ortlieb und die später vom Leistungssport zurückgetretene Bernadette Schild erlitten gravierende Knieblessuren. Ricarda Haaser fiel wegen eines Bandscheibenvorfalls aus, Katharina Truppe wegen muskulären Problemen und Stephanie Brunner im Finish wegen einer Sprunggelenksverletzung.

Schwere Verletzungen

"Es waren keine Allerweltsverletzungen", sagte Mitter. "Im Jänner habe ich mir schon oft gedacht: jede, die in Form kommt, ist zwei Wochen später mit einer acht- bis neunmonatigen Pause belegt. Das war schon hart. Aber wir müssen uns da durchkämpfen und auch in den anderen Disziplinen schauen, dass wir herankommen."

Tippler war in St. Anton Abfahrtszweite, dazu im Super-G einmal Zweite (Crans-Montana) und Dritte (Garmisch-Partenkirchen). Ramona Siebenhofer erreichte in Val di Fassa einen zweiten Platz in der Abfahrt. Die zwei Steirerinnen und Liensberger heimsten somit alle 12 ÖSV-Podestplätze in diesem Weltcup-Winter ein. In der nächsten Saison soll diese Bilanz ausgebaut und mehr Läuferinnen in die Spitze gebracht werden. Am weitesten weg waren die Österreicherinnen im Riesentorlauf.

Das Muster soll Liensbergers Weg nach oben sein. Die Vorarlbergerin hatte ihre Slalom-Konkurrentinnen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova noch vor Kurzem als Vorbilder bezeichnet, am Ende der Saison sowie bei der WM fuhr sie den beiden um die Ohren. "Die hat Selbstvertrauen gewonnen bei uns", erklärte der scheidende ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Die anderen würden auch nur mit Wasser kochen, diese Erkenntnis habe bei Liensberger im Laufe der Saison immer mehr gegriffen. "Man hat vor zwei Jahren schon gewusst, die wird eine, die das praktisch übernehmen kann", sagte der Tiroler. "Wenn man sich das vornimmt, gelingt es auch."

Mitter stieß ins selbe Horn. "Man muss daran glauben, man muss immer daran arbeiten. Ich habe damals auch gesagt, selbst der Marcel (Hirscher/Anm.) war zu schlagen in seiner größten Zeit oder der Alberto Tomba. Wenn man von vorneherein sagt, es ist chancenlos, kann man eh daheimbleiben", betonte er. Für Liensberger wünsche er sich, dass sie zu Beginn der nächsten Saison dort anknüpfen kann, wo sie aufgehört hat. "Ich hoffe, dass sie das noch einmal beflügelt für nächstes Jahr."