Der Reiz des Super-G, des „Super-Riesentorlaufs“, ist der, einen Hang in hohem Tempo zu befahren, ohne den Umgang mit der Geschwindigkeit in Verbindung mit dem gesetzten Kurs davor trainiert zu haben. So gesehen ist der WM-Super-G der Herren auch zwei Tage nach der ursprünglich geplanten Austragung eine Art „Königs-Super-G“. Denn mit Ausnahme der Italiener haben alle Athleten bei der Hangbefahrung am Dienstag erstmals Bekanntschaft mit der „Vertigine“ gemacht.

Nervosität? Gibt es bei den Österreichern trotzdem nicht – nicht einmal bei Vincent Kriechmayr. Obwohl dieser nach zwei Siegen in Folge natürlich in der Rolle des Favoriten ist und diesmal auch keine Anstalten macht, sie von sich zu weisen. Das Einzige, was ihn nervt, ist die Untätigkeit, zu der das Wetter auch am Mittwoch zwang – das gesamte Team, und das sind im Super-G alle Kärntner.

Allen voran Matthias Mayer, der zuletzt immerhin sechs Speedrennen in Serie auf dem Podium beendet hat. „Es freut mich, dass es heuer so gut läuft, aber ich denke nicht viel darüber nach. Ich bin am Start, ich bin fokussiert und ich probiere das umzusetzen, was ich mir vornehme. Das hat bisher zum Glück gute Ergebnisse gebracht“, meinte der zweifache Olympiasieger. Davon, die Piste nicht zu kennen, lässt er sich ebenso nicht aus der Ruhe bringen.

Von den Südtirolern ist nichts zu erfahren

„Wir finden ja auch nichts heraus: Dominik Paris (der als Titelverteidiger ins Rennen geht, Anm.) würde mir nichts erzählen und Christof Innerhofer so viel reden, dass man sich nicht mehr auskennt“, sagt der 30-Jährige mit einem lauten Lachen. Die Taktik, die steht ohnehin: „Ich bin natürlich auf die Hilfe der Trainer angewiesen. Bei der Besichtigung entwirft man einen Plan, der aber bei den entscheidenden Stellen auch drei Varianten haben kann. Danach analysieren die Trainer die ersten Läufer, ich schaue mir ein paar im Fernsehen an – und entscheide dann, was geht“, offenbart er.

Einen Vorgeschmack auf das, was geht, lieferte Max Franz mit Platz vier im Super-G von Garmisch, der ihm das WM-Ticket einbrachte. „Ich habe immer gewusst, dass der Grundspeed vorhanden ist, dass ich schnell bin. Aber es war davor halt immer der eine oder andere Bock dabei – und auch, wenn es in Garmisch nicht fehlerfrei war, ich habe das endlich auch schwarz auf weiß in den Ergebnislisten“, sagte der 31-Jährige. Sein Wissen von der Strecke? „Nicht vorhanden. Was ich weiß, ist, dass es kupiertes Gelände sein soll. Und das taugt mir.“ Klar ist auch ihm, dass man von den Österreichern einiges erwarten darf: „Wenn man die Ergebnisse der letzten Rennen anschaut, dann ist eine Medaille ein Muss."

Kein Muss ist sie für Christian Walder, der heute sein WM-Debüt geben wird, in Åre war er „nur“ als Ersatzmann dabei – und das mit Nummer eins. Möglich, sagte er, sei die Medaille aber durchaus: „Ich weiß, was ich kann. Und ich weiß, dass ich schnell sein kann. In Val d’Isère war ich Dritter, in Kitzbühel haben nur 15 Hundertstel aufs Podest gefehlt“, meint er selbstbewusst. Der 29-Jährige hat sich seine Taktik schon zurechtgelegt. „Ich versuche mir einzutrichtern, dass ich nichts zu verlieren habe, nur gewinnen kann. Ich habe mich in Ruhe vorbereitet, alles ist möglich. Ich kann schon auch aufs Stockerl fahren. Und, nicht vergessen: Die anderen schwitzen sich auch an.“ Das Unbekannte? „Kein Problem. Im Europacup war das ein paar Mal so. Ich kenne das.“