Für die einen ist es eine Weichenstellung, für die anderen nur eine Sitzung, bei der nichts passieren wird. Fix ist: Am Freitag wird es eine Videokonferenz der neun Landespräsidenten des österreichischen Skiverbandes geben, geführt vom Wiener Hermann Gruber, dem "Dienstältesten" aller Präsidenten. Und fix ist auch, dass bei dieser Sitzung erstmals in der Causa Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel Tacheles geredet wird. Denn: Bei der Landeskonferenz im Juni wird der Tiroler nach 31 Jahren nicht neuerlich für das Amt des Präsidenten kandidieren.

Klar ist das seit knapp einem Jahr. Denn schon da brodelte es im Verband, ehe Corona schon die Länderkonferenz 2020 unmöglich machte. Damals war es der steirische Präsident Karl Schmidhofer, der Schröcksnadel dazu aufforderte, ein Jahr anzuhängen und die Konferenz abzusagen und den Verband sicher durch die harten Corona-Zeiten zu steuern - um dann von sich aus 2021 nicht erneut zu kandidieren.

Im Hintergrund bringen sich mögliche Nachfolgekandidaten schon lange in Stellung bzw. werden sie in Stellung gebracht. Was sich dabei herauskristallisiert hat: Es gibt zwei Blöcke. Der eine, angeführt von Tirol, hat auch Vorarlberg und dem Vernehmen nach Wien auf seiner Seite. Wie man hört, mit einem Tiroler an der Spitze: Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Skiclubs - und das im Duett mit Olympiasieger und Ex-Weltmeister Patrick Ortlieb vom mächtigen SC Arlberg. Sie würden für eine Weiterführung des derzeitigen Kurses im Verband stehen.

Auf der anderen Seite steht der Mittelblock, angeführt vom Salzburger Skiverband, der mit Oberösterreich, Steiermark, Burgenland und Kärnten gleiche Sache macht - demnach würde Ex-Weltmeister Michael Walchhofer neuer Präsident werden, er soll sich auch schon bei Benni Raich angefragt haben. Nicht die einzigen Varianten, denn selbst Hermann Maier geisterte schon als möglicher Nachfolger von Schröcksnadel in manchen Geschichten herum.

So weit, so gut. Grundsätzlich gilt: Hält der "Mittelblock" würden diese Verbände mit 53 Prozent die Mehrheit bekommen. Entscheidet aber nur ein Bundesland anders, würde auch die Mehrheit sofort wechseln. Und so einig scheint man sich auch nicht zu sein: "Ich höre mir auf jeden Fall an, was die beiden Kandidaten zu sagen haben und werde erst dann entscheiden", lässt Kärntens Präsidentin Claudia Strobl-Traninger ausrichten.

Peter Schröcksnadel jedenfalls ist nicht darüber erbaut, dass es zwei verschiedene Kandidaten geben soll. "Das Ziel ist, dass man eine einheitliche Linie findet, alles soll friedvoll übergeben werden", sagt der 79-Jährige und erklärt, warum: "Man sollte die Reputation des Verbandes nicht durch solche Diskussionen beschädigen." Und diese, die Reputation, sei derzeit ausgezeichnet. Es sei gelungen, den Verband ohne Verlust von Sponsoren oder Events und ohne finanzielle Turbulenzen durch eine harte Zeit zu bringen. "Ich gebe zu, dass die vergangenen Wochen mit den Rennen in Flachau, Kitzbühel und Schladming nicht nur für den Verband, sondern auch die Anerkennung meiner Person sehr gut waren. Wir waren als einzige in der Lage, so etwas durchzuführen."

Die Landesverbände wollen mehr

Klar scheint auch, warum es einige Verbände gibt, die einen neuen Weg wollen. Zu undurchsichtig sei das Vorgehen im Verband gewesen, zu intransparent in vielerlei Hinsicht – und, so moniert man: Die Landesverbände bekämen einen zu kleinen Teil vom Kuchen, obwohl sie diejenigen seien, die die Sieger von morgen ausbilden und dann in den nationalen Verband weiterreichen sollen.

Vorwürfe, die Schröcksnadel kennt, die ihn aber nicht allzu sehr beschäftigen. Sein Credo: „Es besteht keine Eile, etwas zu ändern. In der Sitzung am Freitag werden wir reden, jeder hat das Recht auf seine Meinung, man soll sich austauschen.“ Schröcksnadel warnt aber davor, dass sich die Landesverbände zu sehr in die Agenden des ÖSV einmischen. Wahr ist: In den 31 Jahren seiner Amtszeit hat Schröcksnadel den Verband mit Sitz in Innsbruck vom Pleitekandidaten zur Cashcow gemacht – und damit unabhängig vom Einfluss von Politik oder Sponsoren. Sein Vermächtnis, wie er immer betonte, soll sein, dass das auch nach seinem Abgang so bleibt. Der Startschuss für die Nachfolge ist erfolgt – und ab Freitag wird sie wohl richtig Fahrt aufnehmen.