Julien Lizeroux ist durchaus ein Unterhalter, nie um ein Lächeln verlegen, immer einen guten Spruch auf den Lippen. Und doch wollte er seinen Abschied nicht zum Theater machen. Vor dem Rennen gab es keine Interviews, obwohl nach seinem Posting in den sozialen Medien alle wussten, dass es das gewesen sein wird. Einmal noch wollte der 41-Jährige den Renntag so zelebrieren und genießen, wie er es immer getan hatte. Und als er im Ziel merkte, dass es wohl nicht für den zweiten Durchgang reichen würde, da zog er sich die Starnummer vom Leib, ließ sie in den Schladminger Neuschnee fallen, schickte Küsschen in die Kamera und verabschiedete sich kurz: „Lizeroux. Out. Bisou (Küsschen, Anm.)“
Und dann kam doch der Schauspieler durch, Lizeroux genoss die Ovationen der fast 50.000, die doch nicht da waren. Zumindest Teamkollegen, Betreuer und die Handvoll Medienvertreter, die zugelassen war, klatschen aber minutenlang, das Stehen dabei versteht sich von selbst.

Und dann war es wirklich aus, nach 171 Starts im Weltcup nach 21 Jahren. Eigentlich, erzählte er, hätte er schon im Slalom von Kitzbühel aufhören wollen. Dort, wo alles begonnen hatte am 23. Jänner 2000. Dort, „wo ich Hermann Maier erstmals getroffen habe, den Helden. Aber ich war so abgelenkt, es gab so viel zu sehen, dass ich im ersten Lauf ausschied“, erzählte er einst.

Lizeroux erlebte sein Hoch in den Saisonen 2009 und 2010. Bei der Heim-WM in Val d’Isère gab es zweimal Silber (Slalom und Super-Kombination), dazu drei Weltcupsiege im Slalom, eben auch in Kitzbühel. „An dem Ort, von dem ich schon als Kind geträumt habe, dort einmal starten zu dürfen“, sagte Lizeroux mit einem Lächeln im Gesicht. Dabei sei der letzte Tag, die Tage seit dem Entschluss zum Rücktritt, „sehr emotional gewesen. Bis zu diesem Gefühl im Magen vor dem Start.“

Ein wenig war die Hoffnung da, auch noch einen zweiten Lauf zu fahren, „aber dann war es wie ein Spiegel der letzten Jahre meiner Karriere. Ich war lange gut, ab der letzten Zwischenzeit schlecht. Offenbar spüre ich die Last der Jahre.“

Auf die Heimrennen in Chamonix am Wochenende verzichtet er, denn: „Ski, das war für mich immer Österreich. Ich habe eine gute Geschichte mit diesem Land, ich mag die Fans, sie sind alle so freundlich.“ So, wie Lizeroux auch. Wie es weitergeht, nach dem „richtigen Zeitpunkt“ des Endes, weiß er noch nicht. Zunächst gilt es, Freundin Tessa Worley zu unterstützen. Deren Sieg war tatsächlich sein schönstes Geschenk: „Phänomenal“.