Ein wenig unheimlich ist es schon, wenn man die Röntgenbilder sieht, die Mirjam Puchners Bein zeigen – oder besser: das Wadenbein. Denn das wuchs nach einem schweren Sturz bei der Ski-WM 2017 in St. Moritz einfach nicht mehr zusammen. Oder zumindest nicht so, wie es wachsen sollte. Umso erstaunlicher ist, dass die 28-Jährige im Vorjahr in Andorra ihren zweiten Weltcupsieg ins Ziel brachte, bei der Abfahrt in Soldeu; drei Jahre nach ihrem Premierenerfolg.

Denn: Auch wenn man ihr versicherte, dass das nicht zusammengewachsene Wadenbein kein Problem darstellen sollte – es war eines. „Durch die vielen Bewegungen beim Skifahren war das Gewebe rund um die Stelle einfach beleidigt, es hat sich alles entzündet. Und es hat immer wehgetan. Bis ich dann gesagt habe: Aus, es geht nicht mehr. Ich will nicht mehr jeden Tag mit Schmerzen aufwachen und Ski fahren müssen.“

Puchner begab sich ein weiteres Mal auf den OP-Tisch, seither hält eine Platte das Wadenbein zusammen. Und damit auch die Hoffnung, dass es besser läuft als im vergangenen Jahr, als „eben alles Probleme machte, sich Entzündungen und Hämatome abgewechselt haben, alles gereizt war“.

Wieder schnell

So wie es aussieht, war der Eingriff erfolgreich, der Knochen wächst wieder zusammen, die Beschwerden sind weg. Und Puchner scheint auch schnell zu sein – zumindest war sie das im ersten Training für die erste Abfahrt der Saison in Val d’Isère. Spät wie nie dürfen die „schnellen Damen“ endlich auf die schnellen Ski – und sind allesamt erleichtert, dass es endlich losgeht.

Auch wenn Puchner selbst nach Platz fünf noch Potenzial sieht: „Es gibt definitiv noch viele Dinge, die zu verbessern sind. Und auch die Piste wird bis zum ersten Rennen noch zulegen.“ Im ersten Training waren zwei US-Damen voran, nicht ohne Grund, wie etwa Stephanie Venier meint: „Die hatten in Copper Mountain schon die Möglichkeit, eine lange Abfahrt zu trainieren. Wir nicht. Aber ich bin sicher, dass unsere Schritte in den kommenden Tagen größer sein werden als ihre.“

Im zweiten Lauf war sie auch tatsächlich schneller, reihte sich bereits als zweite hinter Johnson ein, die abermals Schnellste war. Zwei Österreicherinnen gaben im ersten Training ihr Comeback: Tamara Tippler (13.) nach Corona-Erkrankung und Nina Ortlieb (17.) nach Knieverletzung schafften einen problemlosen und guten Einstieg, Tippler war im zweiten Training als Achte bereits drittbeste Österreicherin, Nicole Schmidhofer fuhr auf Rang sechs.