Sie waren eine schon nahezu aussterbende Rasse, die Abfahrer, die sich auch den Riesentorlauf angetan haben. Doch seit der vergangenen Saison und dem „Höhenflug“ von Aleksander Aamodt Kildezum Sieg im Gesamtweltcup ist klar: Speedfahrer haben doch eine Chance, die Techniker in der Gesamtwertung zu fordern. Für Matthias Mayer war der Riesentorlauf auch im Vorjahr bereits Bestandteil des Programms und das wird sich auch in dieser Saison nicht ändern.

Im Gegenteil, denn Corona hat das ohnehin latent vorhandene Ungleichgewicht noch ein wenig mehr zu den technischen Bewerben verschoben: „Wir haben 16 Speed-Rennen und 21 Technik-Bewerbe“, weiß der Kärntner, „also muss man fast Riesentorlauf fahren und punkten, wenn man im Weltcup mitmischen will.“ Und das ist mit Sicherheit eines der Ziele des Kitzbühel-Siegers, der im Vorjahr als Gesamtvierter unmittelbar vor Teamkollege Vincent Kriechmayr bester Österreicher war. Jenem Kriechmayr, der seit Sommer auch Markenkollege Mayers auf Head ist – und in diesem Jahr nach zweijähriger „Riesentorlaufpause“ auch erstmals wieder das Rennen in Sölden in Angriff nehmen wird.

Vom Potenzial her hat es Mayer jedenfalls drauf, zu punkten. Im Vorjahr etwa fuhr er mit Rang 15 gleich zum besten RTL-Ergebnis seiner Weltcupkarriere. „Aber klar ist auch, dass ich weder mit den Top zehn spekulieren kann noch mit dem Podium. Im Gegenteil zu Kilde. Mein Ziel muss es sein, in den zweiten Lauf zu kommen, zu punkten.“ Das wäre auch für die gesamte Mannschaft wichtig – und ist auch mit ein Grund für den Vorzug für die beiden 500-Punkte-Fahrer: Dank der besseren Startnummer sollen Mayer wie Kriechmayr punkten und so das Mannschaftskontingent in der schwächsten Disziplin der Österreicher vergrößern; dazu braucht es mehrere verschiedene Läufer, die Weltcuppunkte gesammelt haben.

Trainiert hat Mayer Riesentorlauf, natürlich. Sogar mehr als in manchem Jahr davor. „Aber die Spezialisten“, sagt sein Trainer Sepp Brunner, „die haben nach wie vor weit mehr Tage. Wir werden mit der Gruppe der Abfahrer auf rund 20 Tage Training gekommen sein. Das Ziel bleibt, es in den zweiten Lauf zu schaffen.“ Das traut er auch Kriechmayr zu: „Er hat sich im Training nicht schlecht präsentiert – es muss ja auch Sinn haben, dass er dabei ist“, sagte der Steirer, der selbst in Sölden fehlen wird: „Es sind genug Trainer da, von meiner Gruppe kommt ein Co-Trainer.“

Während also beim RTL-Training auch beim Trainer Freude aufkommt, kam sie ihm beim Blick auf den neuen Kalender abhanden. „Das ist uns am Anfang ganz anders gesagt worden. Man wollte einen Ausgleich schaffen. Aber es ist schon lange meine Meinung, dass es zu viel Technikbewerbe gibt. Wir brauchen Allrounder, das macht den Sport aus. Aber Marcel Hirscher hat mit seiner Dominanz eben gezeigt, dass man auch als reiner Techniker vorne sein kann.“

Auch Mayer trauert beim Blick auf den neuen Kalender ein wenig: „Es gibt keine Kombination – und die in Wengen wäre ich schon gern wieder gefahren“, sagt der Vorjahressieger dieser Veranstaltung mit schelmischem Lachen und ergänzt ernst: „Natürlich ist es so, dass Techniker einen Vorteil haben. Aber wichtig ist in diesem Jahr, dass wir fahren. Aber das ist eben der Trend. Es ist einfach zu wenig ausgeglichen.“