Als Mikaela Shiffrin ins Rennen ging, begann für Nici Schmidhofer das große Zittern im für die jeweils Führende reservierten Thron. Die Amerikanerin hatte noch bei der vierten Zwischenzeit drei Zehntel Vorsprung auf die Steirerin, aber im Schlussabschnitt verfügte die Abfahrts-Weltcupsiegerin der vergangenen Saison über den längeren Atem. Und so gewann Schmidhofer die zweite Abfahrt von Lake Louise 13 Hundertstel vor Shiffrin und 43 Hundertstel vor der Italienerin Francesca Marsaglia. Vierte wurde Vortagessiegerin Ester Ledecka (+0,45).

Schmidhofer hatte im Vorjahr beide Abfahrten im kanadischen Ski-Resort für sich entschieden und nach dem eher enttäuschenden siebenten Rang vom Vortag schlug sie diesmal zurück und sorgte damit für den ersten Saisonerfolg der österreichischen Skidamen. Für Schmidhofer war es der insgesamt vierte Erfolg im Weltcup, der dritte in der Abfahrt. "Mir hat in der ersten Abfahrt etwas die Spannung gefehlt, diesmal war es ganz anders", sagte die Siegerin und ergänzte: "Es fühlt sich gewaltig an. Es war Nervenkitzel pur. Und brutal stressig zwischendurch, die Nerven sind ein bisserl blank gelegen. Speziell bei Mikaela und natürlich Francesca, als die Sonne nochmals heraußen war."

Ein neues "Wohnzimmer"

Sie sei aber wie schon in der Abfahrt am Freitag wieder sehr gut Ski gefahren", zeigte Schmidhofer Genugtuung. "Dort, wo ich am Freitag die ganze Zeit liegen lassen habe, habe ich jetzt das Rennen gewonnen. Oben hatte ich schlechte Sicht, bin auch nicht gut gefahren. Aber am Ende zählt eh nur, was im Ziel rausschaut. Und das war heute Gott sei Dank grün." Schmidhofer hat damit ihren Abfahrts-Doppelsieg aus dem Vorjahr quasi bestätigt. "Ich bin sehr froh, glücklich und stolz, dass ich's heute so umgesetzt habe", sagte sie.

>>> Das Ergebnis von der Abfahrt in Lake Louise <<<

Ob Lake Louise nun ihr neues Wohnzimmer sei, beantwortete Schmidhofer lachend. "Es klingt fast so. Aber es hat eh fast zehn Jahre gedauert. Wenn man mich früher gefragt hätte wo ich gewinnen kann, hätte ich gesagt, sicher nicht in Lake Louise. Und jetzt habe ich hier schon drei Mal gewonnen, es ist unfassbar", staunte die Steirerin über sich selbst. Rekordsiegerin in Lake Louise ist bekanntlich Lindsey Vonn (USA) mit 18 Erfolgen. "So lange kann ich gar nicht Ski fahren, dass ich das einhole", meinte Schmidhofer.

Venier blieb bei Sturz unverletzt

Im Gegensatz zum ersten Rennen konnte diesmal die gesamte Strecke in Angriff genommen werden und diese erwies sich als äußerst anspruchsvoll, wie einige Stürze bewiesen. Auch Stephanie Venier wurde nach einem Sprung abgeworfen, die Tirolerin blieb glücklicherweise unverletzt. "Ich habe den Absprung verpasst und bin voll in die Höhe gestiegen", erklärte die Tirolerin. "Es ist alles irre schnell gegangen. Aber das Schlimmste war das Aufstehen. Da habe ich gedacht, hoffentlich hält alles." Sie habe noch nie so einen heftigen Sturz gehabt, gestand Venier. "Sonntag werde ich meinen Körper ziemlich spüren. Das linke Schienbein, der Kopf und der Hintern tun ein bissl weh."

Zweitbeste Österreicherin wurde Tamara Tippler auf Rang acht. Die Obersteirerin verlor im Schlussabschnitt einige Zehntel. Ramona Siebenhofer (19.) vergab eine weitaus bessere Platzierung mit einem schweren Fehler im Mittelteil. Am Sonntag steht ein Super-G (19 Uhr MEZ) auf dem Programm.