Nach dem Aus für die verletzte Bernadette Schild können Österreichs Slalom-Damen bei der Saisonpremiere am Samstag in Levi auf die Comebacks von gleich zwei "Kathis" bauen. Katharina Liensberger hat nach dem Startverbot für Sölden den Materialstreit mit dem ÖSV beendet, Katharina Gallhuber geht elf Monate nach ihrem Kreuzbandriss wieder an den Weltcupstart. Zumindest Gallhuber fühlt sich bereit.

Die 22-jährige Niederösterreicherin war vor zwei Saisonen wie Liensberger eine aufstrebende ÖSV-Slalom-Hoffnung und untermauerte das wie die gleichaltrige Vorarlbergerin im Februar 2018 bei Olympia in Südkorea eindrucksvoll. Gallhuber holte dort neben Silber im Teambewerb auch noch Bronze im Slalom.

Platz fünf danach in Ofterschwang nach zweitem Halbzeitrang bestätigte das. Gallhuber nahm die starke Serie der Top-Ten-Plätze im Weltcup mit in die Folge-Saison, wurde vor einem Jahr in Levi Siebente. Ein Kreuzband- und Meniskusriss beim Training Mitte Dezember am Semmering beendete die WM-Saison für die Göstlingerin aber noch ehe sie richtig begonnen hatte.

Doch Gallhuber haderte keine Sekunde und hat nie zurückgeblickt. "Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für so etwas. Aber ich habe eigentlich gar nicht groß nachgejammert, sondern mir gesagt, okay Kathi, du wirst jetzt alles geben, um wieder dorthin zu kommen, wo du warst. Und eventuell sogar noch weiter", erzählte Gallhuber beim "Licht tanken" während eines kurzen Heimataufenhalts zwischen dem Training in Levi und der neuerlichen Anreise zum Rennen im derzeit 24 Stunden dämmrigen Ort am Polarkreis.

In Levi konnten die Slalomdamen vergangene Woche auf der schon gebalkten Weltcuppiste rennmäßig trainieren. "Das war sehr wichtig und ich habe wieder einen Schritt gemacht." Zwar ist sie durch ihre Verletzungspause in der Weltrangliste von 6 auf 12 und damit in die zweite Startgruppe zurückgefallen, das soll sich aber rasch wieder ändern.

Für ganz vorne fehlt Gallhuber noch was

Das Training auf dem doch sehr speziellen, welligen Hang in Finnland sei sehr wichtig gewesen. "Ich fühle mich nun sehr wohl auf den Ski und auf dem Schnee." Dank eines direkten Vergleichs dort mit der Slowakin Petra Vlhova weiß sie aber auch: "Für ganz vorne muss ich noch einen Zahn zulegen. Es fehlt noch das letzte Risiko."

Gallhuber ist überzeugt, die lange Rennpause gut genutzt zu haben. "Ich bin körperlich besser drauf als vorher und habe auch als Mensch Kathi was dazu gelernt", so die Slalom-Spezialistin, für die der Riesentorlauf derzeit kein Thema ist. Den Ex-Markenkollegen Marcel Hirscher hat auch sie bewundert. "Er war einfach ein Idol, von dem man sich menschlich und technisch viel abschauen konnte. Hier hat ein ganz großer die Bühne verlassen." Sie selbst fühlt sich in der aktuellen Slalom-Kleingruppe gut aufgehoben. "Wir können uns wirklich sehr glücklich schätzen. Das ist der richtige Weg."

Die Causa der Teamkollegin Liensberger hat Gallhuber nur aus der Distanz verfolgt und sich deshalb auch nicht damit beschäftigt. Vielmehr gelten ihre Gedanken dem Saisonstart. "Platz sieben wie im Vorjahr wäre ein Wahnsinns-Ergebnis. Grundsätzlich gehe ich in das erste Rennen aber ohne große Erwartungshaltung, dafür mit viel Vorfreude."

Dass nach dem Rücktritt von Frida Hansdotter die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin, Vlhova und Wendy Holdener (SUI) weiter die Podest-Abonnentinnen im Slalom sind, sei möglich, so Gallhuber. "Sicher werden die drei wieder stark sein. Aber auch viele andere haben im Sommer gut gearbeitet. Ich hoffe daher, es gibt künftig mehr Kopf-an-Kopf-Rennen."