Rainer Schönfelder und ein österreichischer Fotograf hatten am 10. Jänner 2007 in Wengen dafür gesorgt, dass es trotz eines abgesagten Trainings dicke Schlagzeilen aus dem Berner Oberland gegeben hat. Der Kärntner wollte abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit auf einer Piste neben der Rennstrecke eine Wette bzw. Abmachung einlösen, wurde dabei jedoch von einem GEPA-Fotografen "erwischt." Und zwar nackt.

Schönfelder, der bunteste Vogel im Weltcup-Tross, war im fast frühsommerlich anmutenden Wengen bei Höchsttemperaturen von bis zu 15 Grad lediglich mit gelben Fischer-Skiern und -Schuhen, seinem orange-blauen Helm, Skibrille und Handschuhen "bekleidet" geblitzt worden. Hintergrund der Aktion war eine Abmachung mit seinem Physiotherapeuten.

Schleudertrauma

Dieser hatte Schönfelder nach dessen schwerem Trainingssturz auf der Turracher Höhe und daraus resultierendem schweren Schleudertrauma nämlich von den zähen und andauernden Schmerzen erlöst. Eigentlich wollte "Schöni" schon zu Wochenbeginn entnervt aus Wengen abreisen, um sich in Österreich einer speziellen Therapie zu unterziehen.

Dann folgte jedoch eine der wohl legendärsten Abmachungen der gesamten Weltcup-Geschichte. Nach den großen Schmerzen nach seinem Crash holte der Physio nämlich noch eine spezielle Manualtechnik aus der Trickkiste und meinte: "Wirst sehen, morgen geht's dir besser." Die Antwort des Kärntners darauf lautete: "Wenn die Schmerzen morgen nachlassen, fahr ich nackert einen Hang runter."

Gesagt, getan

Schönfelder war dann Mittwochfrüh wirklich fast ohne Schmerzen aufgewacht. Das Einlösen der "Wette" hätte nach Absage des Trainings eigentlich abseits der Öffentlichkeit stattfinden sollen, doch Schönfelder übersah zu seinem Pech einen österreichischen Fotografen. "Wettschulden sind Ehrenschulden. Da fährt die Eisenbahn drüber", sagte Schönfelder und fügte hinzu: "Den Fotografen hab ich irgendwie übersehen, es war eine interne Wette und die Aktion war natürlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich bin jedenfalls froh, dass die Schmerzen nachgelassen haben und dass es bei der Einlösung meiner Wette nicht kalt war."

Die Aktion des Kärntners sorgte für hohe Wellen und Heiterkeit - zumindest in den meisten Reihen. Auch ÖSV-Alpindirektor Hans Pum lächelte  über die Aktion, ungeschoren kommt der Kärntner aber nicht davon: "Nach dieser Blödheit muss er sich für etwas Gutes zur Verfügung stellen, und zwar einen Tag für wohltätige Zwecke - aber angezogen. Er hatte eine rechte Freude mit dieser Aktion, ich habe jetzt eine Freude, weil er nun was machen muss. Vielleicht in einem Altersheim oder mit Kindern."

Pum weiter: "Er ist ein emotionaler Bursche, aber ein Ehrenmann. Es gefällt mir, dass er Wettschulden einlöst. Er steht zu dem, was er sagt, das war schon immer so."

Auch Schönfelders Herrenchef Toni Giger nahm die Aktion seines Schützlings damals mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. "Eine klassische Schönfelder-Aktion. Ich habe persönlich kein Problem mit Nacktheit. Ich denke an keine Strafe, er hat ja nichts Böses gemacht und niemandem wehgetan."

Medien-Anfragen

Nach Schönfelders (N)aktion gab es nicht nur auch Medien-Anfragen aus der ganzen Welt, sondern auch tausende begeisterte Fanmails und 30 gemeinnützige Institutionen, die "Schöni" für einen Tag Sozialarbeit gewinnen möchten.

Schönfelder konnte die Reaktionen - sogar die New York Times berichtete mit Foto und auch CNN kaufte die Bilder - seines luftigen Wetteinsatzes kaum fassen: "Damit konnte ich nicht rechnen. Ich hätte nie geglaubt, dass das solche Auswirkungen haben kann und ich bin überwältigt und gerührt, wie positiv die Menschen darauf reagieren."

"Bei meinem Management gehen die Mailboxen über, meine Website ich schon kurzfristig zusammengebrochen, die Menschen haben so positiv
reagiert und so schöne Sachen geschrieben, das hat mich echt gerührt.
Weil die Leute mich darin bestärken, Gefühle zu zeigen. Und meiner
Lebensfreude Ausdruck zu verleihen, ist eben nichts Schlimmes", so
Schönfelder weiter.

Nachdem Schönfelder erfahren hatte, dass es Fotos von seiner Aktion gibt, meinte er noch: "Geh, wen interessiert denn, ob ich nackert einen Hang runterfahr." Doch Martin Ritzer, Chef der Grazer Bildagentur GEPA, meinte zum Run um die Fotos sogar: "Die Fotos haben eine Dynamik ausgelöst, wie bisher nur das Foto von Hermann Maiers Sturz in Nagano." Sogar der US-Nachrichtensender CNN kaufte eilig die Bilder an.