Was für ein turbulenter WM-Riesentorlauf! Nach dem ersten Durchgang jubelte Österreich über eine Doppelführung durch Marcel Hirscher und Philipp Schörghofer. In der Pause dann der Schock: Während einer Flugshow durchtrennte ein zu tief fliegendes Flugzeug ein Seil - die daran befestigte Kamera stürzte aus großer Höhe mitten auf den Zielbereich. Verletzt wurde Gott sei Dank niemand. Der Start des zweiten Durchgangs musste allerdings auf 13.30 Uhr verschoben werden, weil einige Fahrer im Lift festsaßen und daher nicht rechtzeitig zur Kursbesichtigung kamen.

Im RTL-Finale ging es dann aber wieder Schlag auf Schlag. Allerdings begann bei den letzten Läufern wie prognostiziert das Wetter verrückt zu spielen. Der Schneefall wurde immer stärker, zudem drohte Nebel in den Hang einzufallen.

Den ersten großen Jubel aus heimischer Sicht gab es, als der nach dem ersten Durchgang auf Platz sechs liegende Roland Leitinger im Finale die Führung übernahm. Der Tiroler fuhr bei schwierigen Bedingungen den Lauf seines Lebens und wurde auch entsprechend belohnt. Denn die nach ihm startenden Henrik Kristoffersen, Mats Olsson und Alexis Pinturault bissen sich an Leitingers Zeit die Zähne aus. Damit stand schon vor den letzten beiden Österreichern im Starthaus fest, dass Österreich Gold sicher hat.

Aber auch Schörghofer als Vorletzter konnte Leitingers Zeit nicht knacken und wurde schlussendlich auf Rang fünf nach hinten gereicht. Mit 53 Hundertstel ging dann Hirscher ins Rennen - und der Superstar zauberte einen tollen Lauf in den St. Moritzer Schnee und rettete 25 Hundertstel Vorsprung ins Ziel. Dritter wurde Leif Kristian Haugen, der damit die erste Medaille für Norwegen bei dieser WM holte.

Die Nummer vier der WM-Geschichte

Mit seinem fünften WM-Gold (und seinen drei Silbermedaillen) nahm Hirscher in der ewigen WM-Medaillenstatistik Rang vier ein. Er überholte mit seinem Triumph im Riesentorlauf Gustav Thöni, Aksel Lund Svindal, Ingemar Stenmark, Ted Ligety, Marc Girardelli, Primin Zurbriggen und Emile Allais. Erfolgreicher sind nur der Tiroler Toni Sailer mit siebenmal Gold und einmal Silber, der Franzose Jean-Claude Killy (6-0-0) und der Norweger Kjetil Andre Aamodt (5-4-3). 

"Bist du deppat - anstrengend war es. Aber nach den letzten Tagen eine ganz passable Sache. Ich bin megahappy und möchte mich bei allen Leuten, die mich unterstützen, bedanken. Was im Rennen vor mir passiert ist, habe ich nicht mitbekommen. Aber unglaublich - die Burschen haben ja alles noch einmal gedreht. Sei's, wie es sei - Weltmeister! Juhu!", freute sich Hirscher über sein erstes Riesentorlauf-Gold.

Ziel erreicht

Der Tiroler Manuel Feller, der nach dem ersten Durchgang nur an 33. Stelle rangierte, verzichtete auf ein Antreten im zweiten Durchgang. Das ÖSV-Team hält nach neun Bewerben nun bei zweimal Gold sowie dreimal Silber und zweimal Bronze in St. Moritz. Damit ist die Vorgabe von Verbandspräsident Peter Schröcksnadel, der von "sechs bis acht Medaillen" sprach, bereits zwei Bewerbe vor WM-Ende erfüllt.