Den Gips des gebrochenen Arms hat Hermann Maiers Vertrauensarzt Artur Trost Ende vergangener Woche entfernt. Dem "Jung-Pensionisten" war er ohnehin egal, er war auch mit Gipsarm auf Schiern unterwegs. Und drehte nebenbei neue TV-Spots für seinen Sponsor. Dieses Wochenende freut er sich darauf, das erste Mal ein Rennen abseits der Piste zu verfolgen. "Das ist ja auch einmal interessant", sagt der 37-Jährige - und macht den österreichischen Schi-Fans Hoffnung: "Ich bin davon überzeugt, dass in Kitzbühel in jedem Rennen zumindest ein Österreicher auf dem Podest steht." Nur ob die Plätze eins, zwei, oder drei herausschauen, dazu gab es keine Angabe: "Weil ich diese Sendung schon als Kind nicht gemocht habe. . ."
Nie gemocht hat der 54-fache Weltcup-Sieger Kritik - und so hält er sich dahingehend auch selbst zurück: "Ich finde, man darf nur kritisieren, wenn man vor Ort ist. Einige Experten schreiben, die sind ja nicht einmal da. Aber falsch trainiert wird sicher nicht. Und so schlimm, wie es manche sehen, ist es auch nicht. Die Chancen sind da - eindeutig. Es ist halt nur ein bissl dumm gelaufen bis jetzt", sagt Maier und ergänzt: "Die Saison ist noch lang. Und ich bin mir sicher, dass die Arrivierten bei uns noch Chancen auf Siege haben."
Der Reiz der Streif
Die Streif - obwohl sein Verhältnis zu Kitzbühel erst nach und nach und mit den Erfolgen zur Liebesbeziehung wurde - vermisst er. Als vielleicht einzige Abfahrt: "Weil es fast wie ein Waldrennen ist. Man muss wissen, wo man die Zeit holt. Und ich habe immer Dinge entdeckt, wo man noch schneller sein kann. Das wäre der einzige Reiz, hier noch weiter zu fahren. Und deshalb wage ich eine Prognose: Hier wird niemals jemand gewinnen, der das erste Mal am Start ist."
Eines findet Maier Schade: "Im Zuge der Sicherheitsdiskussion wird alles entschärft. Dadurch aber wird man viel schneller. Ich bin ein Anhänger der Eigenverantwortung, man muss selbst mitdenken. Mir ist es in Nagano passiert, dass ich eine unmögliche Linie nehmen wollte und abgeflogen bin. Aber es sollte schon stellen geben, wo der Körper oder der Verstand sagt: Nimm' Tempo raus. Wenn dann wer anderer voll fährt, ist er selber schuld." Dieser Reiz, das Risiko zu nehmen, ist übrigens das Einzige, was Maier abgeht: "Den erlebt man so ja nicht."