Die Steirerin hatte am Montagabend bei der Eröffnungsfeier das WM-Lied gesungen, 17 Stunden später holte sie sich auf der Kandahar ihren ersten WM-Titel. Danach hatte die 29-Jährige einiges zu sagen:
Frage: Gratulation zum WM-Titel - worauf ist es heute angekommen?
Görgl: "Es war ein sehr gutes Rennen von mir, ich habe genau das umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe gestern beim Hangfahren schon gesehen, dass das Verhältnisse sind, die mir liegen könnten und natürlich auch den Favoritenkreis ein bisserl eingrenzen. Ich habe gewusst, was ich zu tun habe. Es war von oben bis unten voll zu attackieren, den Schi voll auf Druck zu fahren. Das Gefühl war heute nicht so gefragt, sondern Kämpfen bis zum Schluss. Es war sehr unruhig - da tu' ich mir leichter."
Frage: Sie fuhren mit Startnummer 16, fast alle Favoritinnen kamen dann noch. Wie groß war das Zittern im Zielraum?
Görgl: "Ich habe mich über die Nummer gefreut. Ich habe mir gedacht, ich kann voll attackieren und mein Ding durchziehen und vielleicht was vorlegen. Aber unten war es dann schon sehr spannend. Vor dem Rennen war ich nicht nervös, im Ziel dann schon. Aber ich habe mir immer wieder gesagt, ich habe alles getan, mehr kann ich nicht mehr tun. Und schaue mir an, was die anderen machen. Wie es kommt, so kommt es."
Frage: Trainer Jürgen Kriechbaum hat den Super-G gesteckt wie auch vor einem Jahr bei der Goldfahrt von Andrea Fischbacher bei Olympia. Wie hoch ist sein Anteil am Erfolg?
Görgl: "Jürgen hat einen großen Anteil an dem Erfolg. Er hat mit mir auch sehr penibel Material getestet und mich super unterstützt in den vergangenen Wochen. Und er hat einen sehr guten Kurs gesetzt, der nicht gefährlich war. Das war aufgrund der Verhältnisse nicht so einfach. Er hatte Vorgaben von der FIS, den Kurs im Mittelteil bei der 'Hölle' einzubremsen. Denn wenn es richtig schnell auch noch ist, wird es richtig krass. Die Kurssetzung haben wir in den letzten Tagen trainiert, er hat gesagt, er wird auf alle Fälle technisch setzen."
Frage: Sie haben viel am Material rumgetüftelt in letzter Zeit. War das ein Schlüssel zum Erfolg?
Görgl: "Man soll sich auf die Verhältnisse, die man vorfindet, gut einstellen. Ich habe in Sestriere große Probleme gehabt, es war sehr aggressiv, ich hatte komplett das falsche Material. Für hier war es das Richtige. Ich habe auch beim Schuh einiges verändert, gestern beim Hangfahren bin ich mit zwei verschiedenen Paar Schuhen gefahren. Ich habe mich dann für die von der zweiten Fahrt entschieden. Ich bin ein neues Schi-Modell gefahren, das es erst seit ein paar Wochen gibt. Als ich die Schi das erste Mal gefahren bin, habe ich schon gespürt, das könnte was für Garmisch sein. So war es dann auch."
Frage: Sie haben eine große Entwicklung in Ihrer Persönlichkeit durchgemacht und wirken nicht mehr so verbissen und ehrgeizig. Wie kam die Wandlung?
Görgl: "Es war viel Arbeit notwendig. Das bedeutete auch Kämpfe für mich. Jeder denkt von dir, du bist so gut, und du willst es beweisen. Es bereitete mir große Probleme in der Vergangenheit, meine Sachen durchzuziehen und mich fokussieren zu können. Manchmal war es nicht so lustig. Man braucht auch eine gewisse Ruhe, um schnell und flink zu sein. Es braucht das Gesamtpaket, eine Entwicklungsgeschichte, dass ich jetzt da ruhiger hier sitzen und alles gelassener sehen kann. Ich bin nicht mehr die Jüngste, das bringen auch die Jahre. In den vergangenen Tagen war ich sehr ruhig, geerdet, mittig. Das tut mir gut."
Frage: Drei Bronzene hatten Sie in ihrer Karriere bereits gewonnen, ihre Mama zwei. Nun haben Sie auch den Bronze-"Fluch" der Familie beendet. Was bedeutet Ihnen das?
Görgl: "Das ist auch eine große Erleichterung, denn von klein auf wollte ich immer ganz oben stehen. Und wenn wir ehrlich sind, zählt ja nur das. Schön, dass ich das erreicht habe. Als ich ein kleines Kind war, habe ich schon daran gedacht, dass ich die Hymne mal für mich hören möchte. Vielleicht öfters. Das war ein großer Moment für mich auf dem Podium. Da ist ein großer Traum wahr geworden."
Frage: Sie werden bei der WM noch drei Rennen bestreiten. Welche weiteren Erwartungen haben Sie?
Görgl: "Mit Erwartungen gewinnt man keine Rennen. Ich versuche ganz normal weiterzumachen, meine Arbeit gut zu machen, dann ist sicher noch einiges möglich. Es wird sicher noch sehr interessant. Die Bedingungen liegen mir und meiner Art Schi zu fahren. Dieser Erfolg heute hilft viel und gibt Zuversicht für das, was ich tue. Es ist eine Motivation, hart weiterzuarbeiten."