Der Test gegen Slavia Prag fiel dem Virus zum Opfer - zum Glück aber nur einem positiven Test beim Gegner. Ersatz wurde schnell gefunden, Sturm testet heute gegen den slowenischen Klub NK Bravo. Insofern gab es keine neuen Erkenntnisse. Für die Mannschaft gab es aber doch eine wesentliche Neuerung: Denn beim Trainingslager in Bad Waltersdorf stand sie am Dienstag zum ersten Mal Mathias Berthold gegenüber. Der mag für einige gar kein Unbekannter sein, schließlich werkte er lange Jahre als Trainer der österreichischen Ski-Herren, formte davor schon die deutschen Ski-Damen rund um Maria Riesch und danach die Abfahrer rund um den Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen.

Vor einem Jahr wagte er den Sprung von der Skipiste in die Selbständigkeit; als Unternehmensberater sozusagen. Einer der ersten Kunden des Vorarlbergers: der 1. FC Nürnberg. Nun soll er im Rahmen des „Neustarts“ auch dem SK Sturm zur Seite stehen.

Was alle Seiten betonen: Die Aufgabe des 55-jährigen Vorarlbergers wird aber nicht die eines Mentaltrainers sein. „Es geht um Persönlichkeits- und Teamentwicklung“, sagt Berthold selbst – und es ist ihm anzumerken, dass der SK Sturm auch für ihn ein reizvolles Unterfangen ist. „Ich hatte viel Kontakt mit Andi Schicker, auch das Gespräch mit Christian Ilzer war sehr intensiv und spannend. Bei Sturm geht es wirklich um einen Neustart, das ist keine Floskel. Die handelnden Personen haben viele Visionen, die mittel- und langfristig Erfolg bringen sollen. Von dem her ist es reizvoll. Es geht darum, eine g’scheite Philosophie dahinter zu bringen – für eine Reise, die man dann gemeinsam geht.“

"Die Erfolgsmechanismen sind dieselben"

Warum ein Skitrainer auch im Fußball helfen kann? „Weil die Erfolgsmechanismen dieselben sind. Es steht immer im Vordergrund, dass die Athleten und Betreuer in jedem Moment Höchstleistungen abrufen können, auch wenn die Mechanismen, wie man das erreichen kann, im Mannschaftssport andere sind. Aber letztlich geht es um die optimale Performance jedes Einzelnen.“

Wichtig, sagt Berthold, sei vor allem eines: „Jeder der Trainercrew muss hinter dem Projekt stehen. Nur dann gibt es Aussicht auf Erfolg.“ Im Fußball bei Nürnberg hat Berthold die Erfahrung gemacht, dass auch Fußballer Bereitschaft zeigen, Hilfe und Rat anzunehmen, „auch wenn es in der Intensität natürlich Unterschiede gibt“.

Bei Sturm kennt er nur einen: Lukas Jäger, der auch bei Nürnberg war, als Berthold dort beratend tätig war. Es gehe übrigens nicht darum, sagt Berthold, die einzelnen Akteure aus der Wohlfühlzone zu holen. „Aber es geht darum, diese zu erweitern. Das klingt wie ein Wortspiel, ist aber Tatsache. Man muss auf neue Dinge vorbereitet sein, bereit sein, alles dem Erfolg unterzuordnen.“ Soll heißen: Jeder Spieler muss in der Lage sein, den Fokus im Moment zu behalten – nicht an Fehler zu denken, nicht über die Zukunft nachzudenken, sondern auf dem Feld richtige Entscheidungen zu treffen.

"Es gibt keine besonderen Teams"

Spielentscheidend ist dabei auch und vor allem das Team. „Ein starkes Team macht jeden Einzelnen stärker. Und, nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, dass da elf beste Freunde auf dem Platz sind, damit ein Team funktioniert.“ Es gebe auch keine besonderen Teams an sich: „Sondern nur Teams, die Besonderes leisten.“ Die Grundlagen für solch ein Team, das Paket, will Berthold mitentwickeln. „Aber das geht nicht automatisch, sondern nur durch viel und konsequente Arbeit. Durch gegenseitiges Pushen, durch viel Kommunikation – von der Elf auf dem Feld über Ersatzspieler bis hin zur Crew.“ Viel zu tun also – für Berthold, aber auch für das Sturm-Team.