Seit 2006 sind Sie Präsidentin des Österreichischen Eiskunstlaufverbandes – ist die Europameisterschaft in Graz der bisherige Höhepunkt Ihrer Amtszeit?


Christiane Mörth: Bisher ja, aber es sollen natürlich noch viele weitere folgen. Unser nächstes großes Ziel ist es, die Weltmeisterschaft im Synchron-Eiskunstlauf nach Österreich – vermutlich nach Salzburg – zu holen.


Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Sie von einer gelungenen EM sprechen?


Eigentlich gibt es nur ein einziges Kriterium, und zwar dass wirklich alle, und damit meine ich Sportler, Betreuer und selbstverständlich die Zuseher, glücklich und zufrieden nach Hause gehen. Das ist natürlich eine Utopie, aber wünschen darf man es sich.


Welche Impulse erhoffen Sie sich durch die EM für den Eiskunstlaufsport in Österreich?


Vor allem, dass sich mehr Leute wieder für den Sport begeistern und mediale Aufmerksamkeit. Im Moment sind wir in einer Art Negativspirale drinnen: Weniger erfolgreiche Läufer heißt weniger Medienpräsenz, das wiederum heißt weniger Nachwuchs. Diesen Trend wollen wir umkehren.


Von den heimischen Sportlern werden oft die mangelnden Trainingsbedingungen in Österreich kritisiert. Wie sehen Sie diese Problematik?


Die Situation ist – höflich formuliert – bescheiden. Wir haben im Moment nur eine einzige Eishalle in ganz Österreich, und zwar die in Telfs, die ganzjährig geöffnet ist. In Wien werden die Bedingungen immer schlechter, der Eisring Süd wird gerade umgebaut und ist geschlossen, damit drängt alles in die Wiener Stadthalle. Oder in Linz, wo wir auch sehr erfolgreiche Juniorenläufer haben, wird im August die Eishalle auf- und zu Ostern zugesperrt. In der Zwischenzeit müssen die Athleten entweder auf Trainingslager fahren oder sich mit Trainingsaktivitäten abseits des Eises über Wasser halten. Das ist leider in Salzburg auch nicht anders. Und unsere großen Mitbewerber um die Eiszeiten sind Eishockeyvereine, wir müssen uns die Kontingente also fast überall teilen, das ist natürlich auch nicht optimal. Darüber hinaus erlauben die Schulformen, die wir haben, es den Sportlern erst am Nachmittag zu trainieren – und ich verstehe die Eltern, die sagen, dass sie eine gute Schulausbildung für ihre Kinder wollen und diese Vorrang hat.


Wie kann sich die Lage aus Ihrer Sicht verbessern? Ist die Politik gefordert, benötigt der Verband mehr Geld oder die Eiskunstlauf-Szene einen Star und damit eben die bereits erwähnte mediale Präsenz?


Ich denke, es benötigt alles davon.


Seit 38 Jahren wartet Österreich auf eine Medaille im Eiskunstlauf. Wie sehen Sie die Chancen, dass diese Durststrecke in absehbarer Zukunft beendet werden kann?


Mein primäres Ziel ist keine Medaille, sondern dass sich unsere Sportler gut entwickeln, ihr persönliches Bestes bringen, und erst in zweiter Linie geht es um Edelmetall.


Österreich geriet in letzter Zeit leider wieder durch Dopingvergehen in die Schlagzeilen. Ist Doping im Eiskunstlaufsport eigentlich auch ein Thema?


Es sind auch international nur ganz, ganz wenige Vorfälle bekannt – und da geht es zumeist um Hustensäfte oder Ähnliches. In Österreich ist das aber überhaupt kein Thema und es ist ein sauberer Sport. Auch wir haben sehr viele Tests, auch bei uns läutet die Nationale Anti-Doping-Agentur in der Früh und macht ihre Kontrollen.


Was wünscht die Präsidentin den rot-weiß-roten Athleten für die Wettkämpfe in Graz?


Einfach dass jeder das aufs Eis bringt, was er kann.