Wer vor einer Woche darum gebeten wurde, einen Tipp abzugeben, wer denn wohl das erste 50-Punkte-Spiel des Restarts fabrizieren wird, wäre vermutlich nicht an erster Stelle bei T.J. Warren gelandet. Auch nicht an zweiter, dritter oder vierter - warum auch, bei einem Spieler, dessen bisheriger Karrierebestwert genau 40 Punkte betrug?

Nun hat sich Warren mit dem besten Spiel seiner bisherigen Karriere dennoch in die Geschichtsbücher eingetragen. 53 Punkte erzielte der 26-Jährige gegen Philly, traf dabei neun Dreier - und nahm lediglich vier Freiwürfe. Es war der wohl bemerkenswerteste individuelle Auftritt eines Spielers, seitdem der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde.

Warren selbst gab sich im anschließenden Interview nüchtern: "Ich habe einfach das getan, was ich am besten kann. Den Ball in den Korb befördern. Ich wollte das Team einfach offensiv anführen." Wenn man jedoch sah, wie sein Team ihn feierte und dann bedenkt, wo Warren vor rund einem Jahr noch stand, dürfte das Ganze jedoch auch für ihn etwas Besonderes gewesen sein.

Die Phoenix Suns verschenkten T.J. Warren an Indiana

Dass Warren ein guter Scorer ist, war nämlich schon länger bekannt, in seinen letzten beiden Jahren bei den Suns hatte er auch schon 19,6 respektive 18 Punkte im Schnitt aufgelegt. In Frage gestellt wurde hingegen alles andere: Seine Gesundheit, seine Defense, sein Motor und seine Fähigkeit, nicht nur Statistiken aufzulegen, sondern tatsächlich zu Siegen beizutragen.

Die Suns schienen diese Fragen für sich überwiegend zu verneinen, weshalb sie sich in der vergangenen Offseason dazu entschieden, Warren lediglich für Cash Considerations (im NBA-Sprech: Für nichts!) an Indiana abzugeben. Warrens Teamkollege Myles Turner hat sie dafür nun verständlicherweise veralbert.

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Der Deal wirkte schon damals reichlich kurzsichtig, bedenkt man, wo Phoenix rein sportlich stand und steht. Warren war mit 25 Jahren und moderatem Gehalt (rund 12 Mio. pro Jahr bis 2022) eigentlich kein Spieler, den man einfach so verschenken müsste. Zumal er gerade dabei war, sein Midrange-lastiges Spiel mehr Richtung Dreierlinie zu erweitern.

Etwas mehr als ein Jahr später sieht der Trade sogar noch schlechter aus, denn Warren hat sich nicht nur aufgrund der Explosion gegen Philly als Gewinn für Indiana entpuppt. Der Small Forward spielt bis dato in nahezu jeder Hinsicht das beste Jahr seiner Karriere - und ist definitiv ein Grund dafür, warum Indiana trotz aller Verletzungssorgen Platz 5 in der Eastern Conference belegt.

T.J. Warren spielt das beste Jahr seiner Karriere

Warren legt unter anderem Career Highs bei der True Shooting Percentage (59,9 Prozent) und beim individuellen Offensiv-Rating auf (115), dazu war er defensiv erstmals kein Minusspieler. Er ist noch immer ein unwilliger Passer, aber prinzipiell hat Indiana genug davon; Spieler, die primär den Wurf suchen, gehen ihnen ab, vor allem dann, wenn Victor Oladipo nicht dabei ist.

Warren dagegen definiert sich in erster, zweiter und dritter Linie als Scorer. Es ist ihm auch egal, wer ihm dabei gegenübersteht: Gegen Philly attackierte er beständig Ben Simmons, einen der besten Verteidiger der Liga, während der Regular Season legte er sich ( mit weniger Erfolg ) schon mit Jimmy Butler an.

Er scheut keine Konfrontation, ist gewissermaßen ein "Irrational Confidence Guy", wie er im Buche steht. Deswegen darf man sich die anstehenden Duelle gegen Phoenix (6. August) und Miami (10. August) durchaus im Kalender notieren. "Ich bin mehr wert als Cash Considerations", hatte Warren bereits im Juli 2019 nach seinem Trade gesagt. Das hat er nun noch einmal mit Nachdruck bewiesen.

Die NBA-Statistiken von T.J. Warren

Saison Team Spiele Punkte FG% 3FG% 3PA 14/15 Suns 40 6,1 52,8 23,8 0,5 15/16 Suns 47 11 50,1 40 1,5 16/17 Suns 66 14,4 49,5 26,5 1,5 17/18 Suns 65 19,6 49,8 22,2 1,4 18/194 Suns 43 18 48,6 42,8 4,2 19/20 Pacers 62 19,2 53,5 39,8 3,2