Weltmeisterin Crystal Dunn hält die Wirkung von Anti-Rassismus-Gesten für ausgeschöpft. "Wir sind über den Punkt hinaus, wo wir Aufmerksamkeit schaffen", sagte die US-Amerikanerin dem britischen Sender BBC. "Ich denke, jetzt müssen die Leute etwas tun und nicht nur mitmachen, weil sie denken 'Oh, wir sind jetzt Teil des Trends'."

Aus diesem Grund verzichten Dunn und ihre Kolleginnen im US-Nationalteam, das 2019 bei der WM in Frankreich triumphierte, seit Februar auf den symbolischen Kniefall während der Nationalhymne. "Soll ich noch 30 Jahre niederknien?", fragte die 28-Jährige, die in der Major League Soccer für North Carolina Courage spielt. "Niemand kann hier 2021 noch sitzen und sagen: 'Wow, Polizeibrutalität? Wovon sprichst du? Sowas gibt's?'" Die Menschen müssten begreifen, dass die Arbeit "hinter den Kulissen" passiere.

Auch andere Mannschaften und Fußballstars haben mittlerweile aufgehört, vor dem Anpfiff auf die Knie zu gehen - oder sich dafür ausgesprochen, die Geste zukünftig zu unterlassen. "Warum muss ich für dich niederknien, um zu zeigen, dass wir etwas wert sind?", sagte Wilfried Zaha vom Premier-League-Club Crystal Palace im Podcast "On The Judy". Zaha sprach von einer "bedeutungslosen Scharade".

Der ehemalige Weltmeister Thierry Henry hat nach seinem Rückzug aus den sozialen Netzwerken wegen rassistischer Anfeindungen auch andere Betroffene zum Handeln aufgerufen. "Es war an der Zeit, den Leuten zu verstehen zu geben, dass es nicht okay ist, online beschimpft zu werden, dass es nicht okay ist, online schikaniert oder diskriminiert zu werden. Wir brauchen Taten", sagte der 43-jährige Franzose der BBC.

Der frühere Weltklasse-Stürmer und spätere Trainer hatte in der vergangenen Woche seinen vorläufigen Rückzug aus den sozialen Medien bekannt gegeben. Dinge, die er früher in Stadien oder auf der Straße gehört habe, fänden sich vermehrt in den sozialen Medien, sagte Henry der BBC. Es sei zu leicht, sich hinter "fake Accounts" zu verstecken.

Der walisische Teamstar Gareth Bale hatte angekündigt, er würde im Fall einer gemeinsamen Kampagne einen Boykott sozialer Plattformen unterstützen.