Wie zwei Boxer standen sich einander Rafael Nadal und Novak Djokovic in der Nachtschicht des zweiten Herren-Halbfinales bei den French Open gegenüber. Die Menge tobte bei jedem hochklassigen Treffer, der jedoch beim Gegenüber, so schien es, lange jedwede Wirkung verfehlte. Rafael Nadal gegen Novak Djokovic - es war das vorgezogene Final-Duell auf Roland Garros, darauf waren sich alle einig. Und nach einem gemächlichen Start avancierte die Partie zum sicherlich besten Tennismatch seit Jahresbeginn. Djokovic siegte am Ende doch klar mit 3:6, 6:3, 7:6, 6:2.

Der Spanier erwischte allerdings den deutlich besseren Start. Nadal zog nach zwei Breaks auf 4:0 davon. Djokovic gelang zu Beginn des Spiels fast nichts, blickte immer wieder ratlos auf seine Box. Doch der Serbe verbiss sich richtiggehend in die Partie. Auch wenn der 13-fache Paris-Sieger den ersten Durchgang für sich entscheiden konnte - Nadal spürte Djokovic' Atem im Nacken. Die beginnende und in seinem "Wohnzimmer" ungewohnte Verunsicherung führte zu vielen leichten Fehlern im zweiten Satz. Der Serbe fand hingegen zu mehr Sicherheit, wirkte psychisch gefestigter und begann allmählich Druck auf den 35-jährigen Mallorquiner aufzubauen. So holte sich der Weltranglisten-Erste den zweiten Satz und wirkte plötzlich im Vorteil.

Djokovic schlug zurück

Es wurde Nacht über Paris. Auch im dritten Durchgang schien es trotz veränderter Bedingungen ganz nach den Vorstellungen von Djokovic zu laufen, der zwei Mal mit einem Break voran gelegen war. Der Satz war geprägt von spektakulären Ballwechseln auf höchstem Niveau. Erst nach 92 Minuten, länger als ein Fußball-Spiel dauert, setzte sich der 34-jährige Serbe im Tie-Break (7:4) durch.

Plötzlich schallte die Marseillaise durch die Arena von Philippe Chatrier. Nach dem dritten Satz, als das Publikum bereits befürchtete, aufgrund des Lockdowns von der Anlage gejagt zu werden, verkündeten die Veranstalter eine Überraschung: Die French Open erhielten für dieses Duell eine Sondergenehmigung, alle durften bei diesem Tennis-Leckerbissen in der Arena bleiben.

lm vierten Satz wirkte Djokovic willensstärker, wollte den Sieg unbedingt, Nadal hatte nicht mehr viel entgegenzusetzen, wirkte angeschlagen. Dokovic verwandelte schließlich seinen zweiten Matchball und trifft im Finale nun auf Stefanos Tsitsipas.

Das zweite Halbfinal-Duell zwischen Alexander Zverev und Stefanos Tsitsipas musste über die volle Distanz von fünf Sätzen laufen. Nach 2:0-Satzführung des Griechen schlug Zverev zurück. Im entscheidenden Durchgang jedoch gelang Tsitsipas ein frühes Break zum 3:1. Vier Matchbälle konnte der Deutsche bei eigenem Aufschlag noch abwehren, ehe der ATP-Finals-Sieger von 2019 ausservierte und mit seinem 17. Ass ins Finale von Paris einziehen konnte. „Das Publikum gab mir Anfang des fünften Satzes neue Energie. Jetzt wartet das wichtigste Match meiner gesamten Karriere“, betonte der 22-Jährige.