Die gute Nachricht für alle Fans von Daniil Sergejewitsch Medwedew vorweg: Der Russe steht im Achtelfinale der Australian Open, wo es am Montag gegen US-Außenseiter Mackenzie McDonald geht. Doch wie der 6:3, 6:3, 4:6, 3:6, 6:0-Drittrundensieg des Weltranglistenvierten über den Serben Filip Krajinovic zustande gekommen ist, lässt einmal mehr an der mentalen Basis des Heißsporns aus Moskau zweifeln. Zumindest, was sein Gehabe auf dem Tennisplatz betrifft.

Denn Medwedew, abseits seiner Arbeit als durchaus umgänglicher Typ bekannt, zeigt auf dem Platz ein völlig anderes Gesicht. So auch gegen Krajinovic, als er den dritten Durchgang verlor und die Partie zu kippen drohte. „Du hast den Satz verloren“, schrie der ATP-Finals-Triumphator in Richtung seines Langzeittrainers Gilles Cervara und strafte ihn zusätzlich mit einem Blick, der durchaus töten könnte. Die Beziehung zwischen den beiden verbesserte sich auch nicht im vierten Satz und als Medwedew mit 1:4 in Rückstand geriet, deutete er mit einem Fingerzeig seinem verblüfften Coach, dass er das Stadion verlassen solle. Dieser raffte sich daraufhin tatsächlich auf, marschierte von dannen und ließ Medwedews Frau Daria alleine in der Spielerbox zurück.

Es half, denn bekanntlich servierte der Russe seinen Gegner im Entscheidungssatz mit 6:0 ab. Seine Erklärung in der Pressekonferenz: „Bevor Gilles gegangen ist, hat er gesagt, er ist sich sicher, dass ich das Match gewinnen werde. Und dass er gehen würde, damit ich wieder ruhiger werde. Mehr will ich nicht sagen. Aber es war gut, dass er das gemacht hat.“ Cervara verriet anschließend, dass er bereits öfter „Tricks“ bei seinem Schützling angewendet hätte. So wie 2019 im US-Open-Finale gegen Rafael Nadal, als Medwedew mit 0:2-Sätzen zurücklag. Cervara versuchte ihn anzufeuern, erntete dafür aber nur böse Blicke des Russen. „Also habe ich mich wie in einem Liegestuhl zurückgelehnt und ihm damit vermittelt: ,Wenn dich der Ausgang des Finales nicht mehr interessiert, dann interessiert es mich auch nicht mehr.’ Das hat Daniil so angespornt, dass er das Endspiel beinahe noch gewonnen hätte“, erinnert sich Cervara zurück.

Der Auftritt gegen Krajinovic war aber längst nicht die erste Eskapade, die sich Medwedew geleistet hat. Ebenfalls 2019 bei den US Open schlug er einem Ballbuben das Handtuch aus der Hand und zeigte dem darauf buhenden Publikum den Mittelfinger. 2016 unterstellte er einem dunkelhäutigen Schiedsrichter, dass dieser den Gegner bevorzuge, weil der dieselbe Hautfarbe habe. Und ein Jahr später warf er nach einer Niederlage einem Referee Geld vor den Stuhl, um diesem Bestechlichkeit zu unterstellen ...