Sie haben Ihren geplanten Start im Doppel an der Seite von Robin Haase bei den Great Ocean Road Open in Melbourne abgesagt. Warum?
OLIVER MARACH: Es ist am dritten Trainingstag der Quarantäne passiert. Wir haben Single trainiert, als mir plötzlich wie aus dem Nichts ein Schmerz im Kreuz eingefahren ist. Ich habe sofort gewusst: Da geht nichts mehr.

Wurden Sie gleich darauf behandelt?
OLIVER MARACH: Nein, das ist ja das große Problem. Ich bin in einem der drei Quarantäne-Hotels untergebracht, doch ist in unserem Hotel kein Physiotherapeut der ATP. Da ist nur eine Frau, die aufgrund der strengen Corona-Maßnahmen nur 15 Minuten am Tag zu mir ins Zimmer darf. Aber bei allem Respekt: Ihre Behandlung ist nicht mehr als ein bisschen Handauflegen und bringt gar nichts. Jetzt bin ich bereits seit sieben Tagen unbehandelt und nehme starke Medikamente. Um meinen Start bei den Australian Open nicht zu gefährden, habe ich jetzt eben beim Vorbereitungsturnier absagen müssen.

Können Sie denn nicht zu einem Arzt gehen?
OLIVER MARACH: Nein, das darf ich erst, wenn meine Quarantäne endet - und das ist erst Samstag früh. Würde ein Arzt zu mir ins Hotel kommen, müsste er danach selbst in Vollquarantäne. Also kommen Ärzte nur, wenn etwas ganz Schlimmes passiert ist.

Dominic Thiem darf sich aber bereits normal im Freien bewegen. Ist er früher als Sie in Australien angekommen?
OLIVER MARACH: Nein, aber mein Doppelpartner Haase ist einen Tag später angekommen. Und nachdem er meine Kontaktperson ist, richtet sich das Ende unserer Quarantäne nach seiner Ankunft. Obwohl das sowieso ein Wahnsinn ist: Wir sind in den 14 Tagen 14 Mal getestet worden, siebenmal durch die Nase und siebenmal ein Spucktest. Ich frage mich, was das bringen soll. Außerdem wurde ich in den 14 Tagen nicht einmal über ein Ergebnis informiert. Hier funktioniert leider vieles nicht, wie es sollte.

Hat eine falsche Bewegung zu der Verletzung geführt?
OLIVER MARACH: Das Problem ist, dass man nach den zwei Stunden Tennistraining gleich anschließend ins Gym zum eineinhalbstündigen Training muss. Und das, obwohl man total verschwitzt ist und in dem Zelt, wo die Geräte stehen, extrem der Wind durchbläst. Der Witz ist, dass man auch dort bleiben muss, wenn man gar nicht an den Geräten trainieren will. Danach geht's noch zur Nutrition in einem eiskalten Raum - kein Wunder, dass mein Rücken streikt. Auch andere Spieler haben schon Beschwerden.

Wie geht es jetzt für sie weiter?
OLIVER MARACH: Ich muss morgen um 7.30 Uhr auschecken, dann fahre ich zum Trainingsplatz, wo ich auf den Doktor warten muss. Dann geht es zum MR und dann muss ich in meinem Apartment einchecken. Hoffentlich bekomme ich auch gleich eine Spritze. Denn das Problem ist, dass man nach so einer Spritze zwei bis drei Tage nicht Tennisspielen darf. Und so läuft mir die Zeit hinsichtlich Vorbereitung auf die Australian Open davon.

Wenn der Körper dann überhaupt einen Start zulässt ...
OLIVER MARACH: Könnte ich nicht spielen, wäre das eine Katastrophe. Dann wäre außer Spesen nix gewesen. Denn neben den Reisekosten fallen noch die Arztkosten an. Und Preisgeld würde ich auch keines bekommen. Das ist übrigens der nächste Witz: Wenn im Einzel ein Spieler wegen einer Verletzung nicht antreten kann, erhält er dennoch das Geld für die erste Runde. Für das Doppel gilt das hingegen nicht.

Das klingt alles sehr frustrierend.
OLIVER MARACH: Hätte ich gewusst, wie kompliziert das hier alles ist, wäre ich nicht hierhergeflogen. Ich brauche das alles nicht im Spätherbst meiner Karriere.